Category : Fahrradtouren Spanien

Tag 3 – Alt Camp – Santes Creus – Vilanova – Geliebtes Mittelmeer

Tag 3 – Alt Camp – Santes Creus – Vilanova: jetzt ist die Sonne herausgekommen und es scheint ein leicht diesiger aber schöner Tag zu werden. Mal schauen, ob ich heute die Etappe bis nach Hause schaffe. Zumindest sollte es heute hauptsächlich bergab gehen. Ah, ich habe kein Handy mehr. Akku und Powerbank sind leer. Aber die Strecke ist klar, die hatte ich mir schon vorher angesehen.

Zirka 8 Stunden später: jetzt bin ich wieder zu Hause, liege auf meinem weichen Bettchen und mache noch ein Zusammenfassung.

Immer nur bergab

Also – wäre ich gestern noch ungefähr einhundert Meter auf der C-37 weitergefahren, hätte die Steigung wirklich aufgehört. Und ab da ging es flach und kurze Zeit später, nach Esblada, was auf ca. 700 Meter Höhe liegt, praktisch nur noch bergab.

In Querol, ca. 5,5. km entfernt und schon 150 m tiefer, bin ich dann im Restaurant Sant Jordi eingekehrt, wo auch andere Fahrradfahrer und Motorradfahrer Rast machten. Scheint eine beliebte Strecke zu sein.

Querol - Restaurant Sant Jordi
Querol – Restaurant Sant Jordi

Und danach ging es weiter bergab, bergab und bergab bis El Pont d Armentera und dann auf der TP-2002 weiter nach Santes Creus, was ich ja eigentlich gestern erreichen wollte. Im Nachhinein bin ich froh, dass ich dort geblieben bin, wo ich war, denn zum campen war es geeigneter (mal von dem Fuchs-Schreck abgesehen).

Das Zisterzienser-Kloster von Santes Creus

Ich bin natürlich kurz am bekannten Kloster von Santes Creus vorbeigefahren. Die Besichtigung hatte ich schon einmal gemacht und kann sie nur empfehlen. Dieser Ort hat wirklich eine ganz besondere Atmosphäre, die viel mit Wasser zu tun hat. Überall im Kloster gibt es Brunnen und überall hört man das Wasser plätschern.

Kloster Santes Creus
Kloster Santes Creus
Kloster Santes Creus
Kloster Santes Creus – Besuchereingang

Danach ging es weiter auf der C51z, die parallel zur C51 geht (auf der keine Fahrräder fahren dürfen), Richtung El Vendrell. Und auch dort ging es weite Strecken bergab. Ein besonders schöner Teil ist von La Pineda de Santa Cristina bis Can Gorday. Ich war froh, dass ich diese Strecke nicht in die Gegenrichtung fahren musste. Das hätte ich mit dem Gepäck nicht geschafft. Da war die sanfte Steigung zum Alt Camp doch noch wesentlich angenehmer.

Aussicht von La Pineda de Santa Cristina
Aussicht von La Pineda de Santa Cristina auf Penedes Tal

Die Strecke ist natürlich nicht zu vergleichen mit denen der ersten beiden Tage, da es, je weiter man Richtung Penedes und Vendrell kommt, die Gegend immer bewohnter und verkehrsreicher wird und man daher nicht die gleichen Naturerlebnisse hat, wie auf den ersten beiden Strecken. Aber wenn man bis zum Ende auf der C51z bleibt, die parallel, die doch ein wenig abseits der viel befahrenen C51 entlang geht, kommt man trotzdem an schönen Orten vorbei.

Geliebtes Mittelmeer

Von Vendrell ging es dann Richtung Vendrell Playa und dann war ich wieder am geliebten Mittelmeer. Was meint Ihr wie froh ich war wieder das Mittelmeer zu sehen! Ab hier gibt es bestimmt keine Steigungen mehr. Von dort waren es noch 16 km an der Küste entlang bis Vilanova.

Hätte ich an diesem dritten Tag viel mit Steigungen zu kämpfen gehabt, hätte ich die Entfernung von ca. 65 km wahrscheinlich nicht geschafft, weil ich vom Vortag und der schlechten Nacht noch ziemlich geschafft war. Aber so hat es dann doch einwandfrei funktioniert und um ca. 5 Uhr nachmittags war ich wieder zu Hause.

Tag 2 – Colbató – Alt Camp – „Nach der nächsten Kurve geht es bestimmt bergab.“

Noch 17 km von Santes Creus entfernt. Eben war ich ein bisschen frustriert. Ich habe es nicht bis an mein Ziel geschafft. Ich weiß nicht, wo Google-Maps die Zeit-Einschätzungen für Fahrräder hernimmt, aber mit der Realität haben sie nicht viel zu tun. Das eineinhalb bis zweifache kommt eher hin. Also wenn Google 2 Stunden sagt, kann man eher mit 4 rechnen (Don’t trust Google-Maps).

Ab der nächsten Kurve geht es bestimmt bergab
Tag 2 – Colbató – Alt Camp

Aber jetzt habe ich mir an einem superstillen Ort nicht weit neben der Landstraße, einen kleinen Sitz aus Steinen gebaut, die Isomatte darüber gelegt, sodass es richtig angenehm zum Sitzen ist, und sitze in der Abendsonne. Der Platz ist nicht direkt im Wald, sondern neben ein paar Büschen, ca. 50 Meter vom Wald entfernt, aber von der Straße aus nicht sichtbar.

Rastplatz in Alt Camp
Mein Rastplatz in Alt Camp

Ich war einfach zu fertig und konnte nicht mehr weiter fahren. Ich hatte die letzten zwei Stunden praktisch nur Steigungen. Leicht aber kontinuierlich. Immer dachte ich: „Nach der nächsten Kurve geht es bestimmt bergab“ aber es ging, wenn überhaupt, dann nur kurz in eine Waagerechte, bevor es dann wieder anstieg.

Der Anfang der Tour von ca. 50 km war vielversprechend. Von Colbató bin ich über die N-2z, die parallel zur A2 geht, aber weit genug davon entfernt ist, Richtung Montserrat Park gefahren und kam dabei auch an El Bruc vorbei. Dabei gab es noch einmal ein paar beeindruckende Aussichten auf den Montserrat.

Montserrat
Montserrat
Vogelscheuchen am Montserrat
Vogelscheuchen am Montserrat
Brücke in El Bruc
Brücke in El Bruc

Dann schickte mich Google-Maps über eine abwechslungsreiche und recht gut befahrbare Waldpiste durch die Wildnis, vorbei an der Ruine des Castell de Castelloli Richtung La Pobla de Claramunt. Auf dieser Strecke gab es mehrere Kilometer, auf denen man sich weit von der Zivilisation entfernt fühlte, umgeben von nichts als Wald.

Waldpiste - Ab der nächsten Kurve geht es bestimmt bergab
Waldpiste
Ruine des Castell Castelloli
Ruine des Castell de Castelloli
La Pobla de Claramunt
La Pobla de Claramunt

Ab der nächsten Kurve geht es bestimmt bergab

Von dort ging es über die Landstraße BV-2131 weiter Richtung Santa Maria de Miralles. Und dort machte ich wieder den großen Fehler Google-Maps blind zu vertrauen. Es schickte mich von der BV-2131, die direkt nach Santa Maria de Miralles ging, auf die B-2132 und dann, bei Orpi, auf eine Waldstrecke. Ich hätte schon am Anfang umdrehen sollen, denn es fing gleich mit einer Steigung an, bei der ich absteigen musste, aber ich war immer der frohen Hoffnung, dass an der nächsten Kurve die Steigung bestimmt aufhört. Das war aber leider ein Irrglaube, der mich dann auf dieser ca. 5 km langen Waldpiste hielt und mich mehrfach überlegen ließ umzudrehen, obwohl ich dann wieder mehrere Kilometer zurückfahren müsste.

Außerdem ging die Piste irgendwann durch eine Fuhrt und ich habe es nicht geschafft mit Schwung durchzukommen, musste treten und kam mit beiden Schuhen voll unter Wasser. Die Satteltaschen hatten nur unten etwas abbekommen und haben dicht gehalten, obwohl sie nicht wasserdicht sind.

Ich war auf jeden Fall mächtig froh, als ich dann auf der C-37 angekommen war, die mich über Santa Maria de Miralles nach Santes Creus führen sollte. Aber, wie schon am Anfang gesagt, habe ich es dann nur noch ca. 12 km weiter geschafft, denn es ging fast permanent bergauf. Kurz vor Esblada habe ich mein Zelt aufgeschlagen.

Die Gegend selbst ist wunderschön und auf der ganzen Tour heute kam ich durch fast unberührte Natur und selbst die Landstraßen waren kaum befahren. Es ist also insgesamt eine wirklich lohnenswerte Fahrradstrecke und ich werde bestimmt hierher zurückkommen. Das nächste Mal werde ich mir die Strecke allerdings in kleinere Stücke unterteilen.

Blühender Rosmarin in Alt Camp
Blühender Rosmarin in Alt Camp

Ich dachte schon, dass die Strecke vom Montserrat bis Santes Creus anstrengend sein würde, aber dass sie so anstrengend würde, damit habe ich nicht wirklich gerechnet. Außerdem hatte ich heute zwei kleine Zwischenfälle, aber beide waren relativ leicht zu beheben. Einmal ist der hintere Teil der einen Satteltasche in die Speichen gekommen, weil ich sie zu weit nach hinten gehängt habe.

Und zweitens habe ich irgendwann gemerkt, das mein Hinterrad Geräusche macht. Das lag daran, dass der Gepäckträger nicht hoch genug angebracht war und mit meinem Gewicht und zusätzlich dem des Gepäcks leicht das Rad streifte. Ich weiß nicht, ob das auch schon gestern so war oder das Gewicht der Taschen den Träger noch weiter heruntergedrückt hat. Glücklicherweise hatte ich für den hinteren Teil den richtigen Inbusschlüssel mit. Um es ganz richtig einzustellen, hätte ich noch einen kleineren gebraucht, aber den hatte ich nicht mit.

Jetzt ist die Sonne weg und es wird gleich merklich kühler. Gestern Nacht war es mit dem Schlafsack wärmemäßig an der Grenze. Ich hoffe hier ist es nicht wesentlich kälter, obwohl es höher ist. Mal sehen.

Auf jeden Fall wird es hier eine ganze Ecke ruhiger sein als gestern. Auch Sterne wird es wahrscheinlich heute mehr geben, denn am Montserrat ist die Licht-Verschmutzung noch recht stark, da es mehrere große Städte in der Nähe gibt. Hier gibt es einfach nichts, nur ein paar kleine Dörfer und das Nächste ist ca. 5 km entfernt. Jetzt wird es schon allmählich still, da die Vögel „schlafen gehen“. Ich werde auch versuchen früher zu schlafen. Mal sehen, ob es heute besser läuft. Gestern habe ich miserabel geschlafen.

Heute habe ich ein paar Sachen gelernt

  1. Die Satteltaschen, die ich habe, sind nicht besonders gut, da ich oft mit den Füßen anstoße. Vielleicht passiert es nicht bei kleineren Füßen, aber ich habe Schuhgröße 45. und weiter nach hinten hängen kann man diese Taschen auch nicht, denn dann kommt die hintere Ecke der Tasche in die Speichen, was mit heute zweimal passiert ist.
  2. Don‘t trust Google-Maps. Über die Fahrzeit habe ich schon gesprochen. Ein anderes Thema sind aber die Höhenangaben. Man kann einfach nicht genau sehen, wo welche Steigungen sind und das ist für die Fahrt mit Gepäck elementar. Außerdem schickt Google einen öfter über unbefestigte Land- oder Waldwege. Das kann wunderschön sein, aber die Steigungen sind teilweise bestialisch. Das ist bestimmt ok für Mountainbike ohne Gepäck, aber für Trekking ist das tödlich. Hätte ich die zweite Waldpiste nicht gemacht, wäre ich heute bestimmt weiter gekommen. Aber diese Strecke war absolut kräftezehrend. Das blöde ist, das man bei Google in den Optionen nicht unbefestigte Straßen blockieren kann.
  3. Ich glaube ich muss mir eine anständige Fahrrad-App besorgen, die die Steigungen richtig anzeigt und auch die Option hat, die Strecke zu optimieren, z.B. Wege nur bis zu einem bestimmten Neigungswinkel zu akzeptieren. Und eine bessere Einschätzung der Fahrzeit wäre auch sehr hilfreich.

Nachtrag: Habe wieder kaum geschlafen. Zum einen liegt das bestimmt an der ungewohnten Matratze, obwohl sie für eine Luftmatratze wirklich erstaunlich bequem ist (ist aber auch eine nicht billige, spezielle Trekking Luftmatratze, sehr dünn, schnell aufzublasen und sehr klein zu verpacken). Aber ich kann auch die Angst nicht loswerden, das irgendwelche Wildtiere in meine Nähe kommen und an meinem Zelt rascheln oder mich ein Wildschwein attackiert. Ist das schon mal passiert? Das ein Zelt von einem Wildschwein angegriffen wurde? Auf jeden Fall gehe ich auf den absoluten Wächtermodus und kann nicht einschlafen, und das, obwohl es wirklich absolut ruhig war.

Ruhig? Mal abgesehen von dem Wildtier, was dann irgendwann in der frühen Nacht unterwegs war und heißere, bellende Laute von sich gegeben hat und meine Rückenhaare aufgestellt hat. Den Lauten hörte man an, das es sich nicht um ein kleines Tier handelte. Ein Wildschwein? Bellen die? Und wenn warum? Fuchs? Hörte sich nicht wie ein Fuchs und definitiv größer an. Na ja, ich muss mal googeln. (Ergebnis bei Google bzw. YouTube: war doch ein Fuchs. Auf YouTube ist ein Video mit Fuchsbellen in Berlin und das waren genau diese Geräusche. Könnt ihr euch hier anhören und euch vorstellen wie man sich fühlt, wenn man des Nachts, mitten in der Einöde, allein im Zelt liegt. Spielberg hätte das Geräusch für etwas Unheimliches nicht besser hingekriegt.)

Dafür war der Sternenhimmel diesmal wirklich großartig. So viele Sterne habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Ich habe mich auf die Matratze gelegt und mit dem Kopf aus dem Zelteingang in den Himmel geschaut, bestimmt über eine Stunde lang. Highlights bei der Himmelsbeobachtung waren auch eine Sternschnuppe und zwei Satelliten.

Und es war kalt. Der Schlafsack, den ich mithabe, ist für solche Temperaturen nicht gedacht. Heute Nacht musste ich mir noch mein Sweatshirt anziehen und hatte damit alle Kleidung an, die ich mitgebracht habe. Zum Glück hatte ich noch ein dickes langärmeliges Unterhemd eingepackt. Also hatte ich das dicke Unterhemd, einen etwas dickeren Baumwollpullover, meine dünne Fahrradjacke, die aber eigentlich recht warm ist, und zum Schluss noch mein Sweatshirt im Schlafsack an. Außerdem habe ich mir nachts noch ein zweites Paar Socken angezogen. Die Beine in der dünnen langen Hose waren allerdings ok. An den Beinen friere ich nicht so schnell.

Zu den anderen Tagen und einem Fazit kommt ihr hier:

Tag 1 – Vilanova – Colbató/Montserrat – „Don’t trust Google-Maps“

Ich sitze hier in dunkler Nacht und hoffe, dass ich heute Nacht die Sterne sehen kann. Ich habe mein Zelt unterhalb des Montserrat aufgebaut, eines Berges, der wie ein Riesenreptil am Ende des Penedes-Tales aufragt und es abschließt.

Gestern Abend, vor meiner Abreise, hatte ich totale Angst, was das für eine Schnapsidee ist, nachts wild irgendwo in der Einöde zu campen. Außerdem fühlte sich mein Rücken nicht so gut an und meine Knie sind ja immer ein Problem. Gedanken an wilde Tiere und Serienmörder. Es ist schon irre, was der Kopf so alles produziert, wenn er einen davon abhalten will die Komfortzone zu verlassen. Ein schönes Zitat dazu ist:

„Everything you want is on the other side of fear.“

Jack Canfield – Autor von „Hühnersuppe für die Seele“

Jetzt liege ich hier, wie gesagt am Fuße des Montserrat, im Dunkeln in meinem Zelt, auf einer erstaunlich bequemen Luftmatratze und höre die Grillen zirpen. Es können auch Frösche sein. Ich glaube, es sind Frösche. Bis eben gab es noch ein reichhaltiges Vogelkonzert.

Nationalpark Montserrat
Nationalpark Montserrat

Die Reise hierher, 71 km, war wunderschön und abwechslungsreich, aber auch sehr anstrengend. Was ich gelernt habe: Don’t trust Google-Maps. Google-Maps hat mich wirklich über nette Pisten geführt, aber das Thema Steigungen hat es noch nicht so unter Kontrolle. Es sollten zumindest Warnungen kommen, wenn bestimmte Steigungswinkel überschritten werden, sodass man dann Alternativwege aussuchen kann. Gerade zum Schluss ging es praktisch immer nur bergauf und teilweise mit so starken Steigungen, das ich mein Rad schieben musste. Und selbst das war wegen des ganzen Gepäcks nicht gerade ein Leichtes. Als ich am Ziel, Colbató, ankam, habe ich im Supermarkt erst mal eine Tüte Haribo gekauft und sie verschlungen. Ich brauchte schnellstmöglich Energie.

Don't trust Google-Maps. Benutze lieber eine App!

Der erste Teil der Strecke war von Vilanova nach Sant Pere de Ribes (BV 2112) und danach weiter durch den Garraf Richtung Olivella (BV 2111), und danach die BV 2415 auf den Bergkamm, der vor dem Penedes Tal liegt. Es gibt eine starke Steigung von ca. 5 km ab Beginn der BV 2415 nach der Abzweigung nach Olivella. Als ich oben ankam, musste ich mich belohnen und kehrte in der uruguayischen Pizzeria „No te va a gustar“ (Es wird dir nicht gefallen) in Can Trabal ein. Dort gab es einen typisch uruguayischen Kuchen aus Baiser mit Pflaumen namens Isla Flotante (schwimmende Insel), der mit Zabaione-Creme serviert wird. Sehr lecker. Auch das Glas hat mich überrascht. Es sah aus wie der schiefe Turm von Pisa.

Kuchen "Isla Flotante"
Kuchen „Isla Flotante“

Danach ging es weiter auf dem Bergrücken, oder besser gesagt der Hochebene, über kleine Feldwege, parallel zur N-340 Richtung Avinyo Nou, einem kleinen Dorf, in dem es einen ausgezeichneten Weinkeller namens „Tres Tombs“ gibt.

Avinyo Nou
Avinyo Nou

Jetzt fuhr ich auf der N-340 bis zur Abzweigung nach Sant Sadurni d’Anoia, der Hauptstadt des Cava (Sekt), wo unter anderem so bekannte Marken wie Freixnet und Cordoniu ihr Domizil haben. Ich wollte unbedingt die BP-2427 fahren, denn die bin ich schon oft mit dem Auto gefahren und wusste, dass sie eine rasante Abfahrt bis ins Tal hat. Außerdem hatte ich von dort das erste Mal die Aussicht auf mein Tagesziel, den Montserrat.

Blick auf den Montserrat
Blick auf den Montserrat

Nach einer Mittagspause in Sant Sadurni ging es weiter, meist über gut befahrbare Pisten, in Richtung Colbató. Und der Berg rückte immer näher und ragte über den Weinbergen auf.

Penedes und Montserrat
Penedes und Montserrat

Der Tipp meines Freundes Niklas von Brandinavia, eine Hängematte mitzunehmen, hat sich übrigens sehr bewährt. Erstens kann man sie überall aufhängen und muss sich nicht auf einer Isomatte auf den Boden setzen und zweitens ist die hängende Position sehr entspannend für den Rücken, was bei längeren Fahrradfahrten sehr angenehm ist.

In der Hängematte eine kleine Siesta machen

Kurz vor Colbató schickte mich Google-Maps noch einmal mit einer rasanten Abfahrt in ein Tal, nur um mich auf der anderen Seite mit einer Megasteigung zur Siedlung „Sierra Alta“ (hoher Gebirgszug) hochzuschicken. Diese Abkürzung hätte ich mir gerne gespart und wäre dafür lieber etwas weiter gefahren. Aber von dort war es dann nicht mehr weiter zu meinem Ziel, Colbató, einem kleinen Bergdörfchen direkt am Fuße des Montserrat.

Colbató - Montserrat
Colbató – Montserrat

Der alte Ortskern von Colbató ist nur ein Bruchteil des heutigen Ortes, der hauptsächlich durch Neubausiedlungen geprägt ist. Bekannt ist Colbató durch die Salnitre-Höhlen, die tief in den Montserrat hineingehen und wirklich sehenswert sind.

Die Nacht am Montserrat war nicht so erholsam. Dort geht nämlich die Autobahn A2 vorbei, und die hat man die ganze Nacht gehört. Inklusive Hundebellen und ab und zu Pferde Wiehern und Esel Gebrüll vom nahe gelegenen Reitstall. Letztendlich habe ich mit Oropax geschlafen.

Fazit: Diese Strecke würde ich so wohl nicht mehr machen, aber es war trotzdem beeindruckend. Überall ist der Thymian am Blühen und es riecht einfach herrlich. Die Strecken durch die Penedes, liefen weit ab von asphaltierten Verkehrswegen, gut befahrbar und mit gemäßigten Steigungen. Nur im letzten Abschnitt, kurz vor dem Montserrat, wäre ich lieber ein paar Kilometer mehr gefahren, anstatt ein Tal zu durchqueren und auf der anderen Seite wieder den kompletten Anstieg machen zu müssen.

Fazit 3-Tage-Tour – Der Weg zum Erfolg ist mit Misserfolgen gepflastert

Das Fazit meiner 3-Tage-Fahrradtour ist sehr ernüchternd. Und das, obwohl die Tour selbst sehr toll gewesen ist, aber auch sehr anstrengend. Man kann sagen, dass die Tour mich stimmungsmäßig erst mal ganz schön heruntergeholt hat. Ich bin danach wieder in ein depressives Loch gefallen, das ich so schon lange nicht mehr erlebt hatte. Warum? Ich denke, weil die Tour mir gezeigt hat, dass ich eine 3-monatige Tour unter ähnlichen Bedingungen nicht durchführen kann. Es ist einfach zu viel für meinen Körper. Die Tour hat mir gezeigt, dass ich nicht mehr 41 bin, sondern 61 und ich muss darauf Rücksicht nehmen. Ich darf mich nicht selbst überfordern oder verletzen und auf Supermann und „Indianerherz kennt kein Schmerz“ machen.

Ich kam nach Hause mit einer Menge Verletzungen und Wehwehchen, die jetzt, nach einer Woche, noch nicht alle auskuriert sind. Mit den Spikes der Pedale habe ich mir ziemliche Verletzungen an den Unterbeinen zugefügt, die sich am rechten Bein entzündet haben und jetzt erst ganz langsam, mit täglicher Behandlung mit Alkohol und Betaisodona zurückgehen. Meine Lippen waren total trocken und rissig, weil ich wegen der großen Anstrengung, viel durch den Mund geatmet habe. Das habe ich erst nach mehreren Tagen mit einem Lippenbalsam von Weleda wieder kurieren können.

Was mich am meisten irritiert, ist ein Taubheitsgefühl im linken kleinen Finger, das am dritten Tag der Tour auftauchte. Ich habe ein bisschen im Internet gestöbert und es kann durch eine Verengung eines Nervenkanals im Ellenbogen kommen. Wahrscheinlich ist es dadurch entstanden, dass ich komplett eingemummelt im relativ engen Schlafsack geschlafen habe und auch meine Arme im Schlafsack hatte. Das war natürlich nicht gerade bequem und die Arme lagen oft angewinkelt, was zu einer Abklemmung im Ellenbogen geführt haben kann. Das muss ich noch weiter beobachten. Ich hoffe, dass es sich von allein verbessert.

Was mich allerdings erstaunt hat, ist das meine Knie optimal durchgehalten haben. Ich hatte überhaupt keine besonderen Beschwerden.

Fazit 2: Ich habe vor Kurzem in einem TED-Talk von Karla Souza einen dieser Sprüche gehört, die sich einprägen. Ihr wisst, manche Sachen habt ihr schon tausendmal gehört, aber auf einmal sagt jemand sie auf die einzigartige Art und Weise, die sich bei euch einprägt. So war dieser Satz, ein Zitat von Winston Churchill, dass ich etwas abgewandelt und gekürzt habe, nämlich:

Der Weg zum Erfolg ist mit Misserfolgen gepflastert

Eigene Erkenntnis

Hört sich erst einmal negativ an. Das kommt aber darauf an, was du aus deinen Misserfolgen machst. Wenn du immer wieder daraus lernst, macht es dich immer besser, es werden Lernerfolge, und irgendwann werden die „Misserfolge“ immer kleiner, denn du bist deinem Ziel schon viel näher gekommen.

Ein anderes schönes Zitat zu dem Thema kommt von Thomas Edison, der die Misserfolge ins Positive gedreht hat:

 „Ich bin nicht gescheitert – ich habe 10.000 Wege entdeckt, die nicht funktioniert haben.“

Thomas Edison

So fühle ich mich heute. Ich musste mich in den letzten Tag wieder Tag für Tag aufbauen, mich an den Haaren aus der Scheiße ziehen, wie man so schön sagt. Aus der Stimmung, dass ich mein großes Ziel mal locker vergessen kann, über „egal, das Leben geht auch ohne mein großes Ziel weiter“ bis „ok, mal sehen, was können wir verändern, um mein großes Ziel zu erreichen. Was für Zwischenschritte müssen wir vielleicht einlegen.“

Ich bin also von der absoluten Trostlosigkeit in nur vier Tagen wieder zu einem positiven Pragmatismus gekommen. Was immer noch nicht heißt, das ich super drauf bin, aber ich bin auf dem besten Weg. Was mir dabei sehr geholfen hat, war natürlich meine Tagesroutinen wieder konsequent aufzunehmen, die ich in den Tagen nach der Reise zuerst vernachlässigt habe, mit der Entschuldigung, dass ich mich ja erst mal erholen muss und es mir gönnen kann, nicht so früh aufzustehen. Aber das war reiner Selbstbetrug. Ich habe mich nur in meiner schlechten Stimmung gebadet.

Nachdem ich also meinen ersten Frust verdaut hatte und mein Geist wieder anfing positiv zu denken, bin ich auf folgende Dinge gekommen, die ich vor oder bei der nächsten längeren Tour ändern muss:

Änderungen am Fahrrad:

  1. Ich muss die Pedale am Fahrrad wechseln, um mich nicht zu verletzen, denn einen Kontakt mit den Unterbeinen, speziell, wenn das Fahrrad mit Gepäck beladen ist, lässt sich kaum vermeiden.
  2. Die Satteltaschen sind so nicht gut oder nicht gut angebracht, da die Hacken der Füße beim Treten oft daran schlagen. Ich muss nach Alternativen suchen oder sie anders befestigen.

Änderungen in der Planung:

  1. Die Tagesabschnitte sollten kleiner sein, damit es nicht so anstrengend ist und man auch am Nachmittag noch Zeit hat ein bisschen von der Umgebung erkunden zu können
  2. Ich müsste mindestens jede zweite Nacht in einer Herberge oder auf einem Campingplatz schlafen, um mich zu erholen und meine Geräte aufladen zu können
  3. Ich sollte vor der großen Reise eine 1-Wochen oder 10 Tage Test-Tour unter den neuen Bedingungen machen, vielleicht einen Teil des Jakobsweges, der überall Herbergen hat, die teils sogar kostenlos für die Pilger sind

Änderungen beim Gepäck:

  1. Das nächste Mal sollte ich auch einen kleinen Erste-Hilfe-Kasten mitnehmen 😉

Wer die einzelnen Tage meiner 3-Tage-Tour nachlesen und die Fotos sehen möchte klickt hier:

Bild von joduma auf Pixabay

Fahrradtour Garraf – Vilanova, Sitges, Sant Pere de Ribes, Vilanova

Eine neue, diesmal kleinere, aber wunderschöne Fahrradtour für mein Training durch die Region Garraf, die zwischen Castelldefels und Vendrell liegt. Ich starte wie bisher immer direkt von unserer Wohnung in Vilanova. Danach geht es parallel zur Strandpromenade am Hafen vorbei Richtung Leuchtturm. Dort halte ich mich weiter geradeaus und fahre die Steigung bis zum Ende. Dort gibt es eine Fußgängerbrücke über die Bahnlinie, und danach folgt man nur weiter dem Weg …

… der einen bis zur Siedlung Blau Mar führt und fährt dann weiter bis zum anderen Teil der Siedlung namens Baluard. Am Ende der Straße gibt es einen Aussichtspunkt mit dieser phänomenalen Aussicht über die Siedlung bis hin nach Vilanova.

Carrer Baluard

Weiter geht es über eine Piste, die sogar einen Straßennamen hat, nämlich Carrer Baluard. Es ist eine gut befahrbare Piste, die aber auch starkes Gefälle und Steigungen hat. Bei den Gefällen sollte man aufpassen, da es sich um eine Schotterpiste handelt und man vermeiden sollte zu schnell in eine Kurve zu fahren. Dieser Piste folgt man bis zur Siedlung Dolce Mar in Sitges, wo man dann diese Aussicht auf das Hotel Dolce und Sitges genießen kann.

 Von dort geht es durch die Siedlung am Golfplatz vorbei Richtung Sitges Zentrum. Wenn man schon auf der Hauptstraße Richtung Zentrum ist, biegt man am ersten Kreisel dann nach links ab und fährt wieder bergan. Dort kommt man durch neue Wohngebiete, die einen leicht an die Palmenstraßen in Beverly Hills erinnern.

Weiter geht’s den Berg hoch bis zum nächsten Kreisel, an dem schon die Straße Richtung Sant Pere de Ribes ausgeschildert ist. Dieser Straße folgt man dann. Es gibt eine Steigungsstrecke von ungefähr einem Kilometer, bevor man auf der anderen Seite schon von Weinbergen begrüßt wird und man Sant Pere de Ribes zwischen sanften Hügeln liegen sieht. 

Ich habe dann St. Pere durchquert und mich in Richtung der alten Burg am Stadtausgang bewegt. Sie liegt genau vor dem Beginn der alten Landstraße Richtung Vilanova. 

Carpa Revoluciò

 Dort habe ich einen kleinen Zwischenstopp für ein erstes Frühstück neben dem Zirkuszelt der „Carpa Revolucio“ gemacht und auch Isaac, den Zirkusdirektor getroffen. 

 Da ich nicht über die Landstraße zurückfahren wollte, habe ich erst noch den Weg in die Weinberge gewählt, der direkt vor der Burg und dem alten Friedhof über den Parkplatz nach oben führt. Es ist eine asphaltierte kleine Straße, die bis zum höchsten Punkt des Berges führt. Von dort hat man dann diese Aussicht.

 An klaren Tagen sieht man von hier aus auch das Meer. Danach geht es auf der anderen Seite des Berges herunter und man kann noch einmal einen letzten wunderschönen Blick auf St. Pere de Ribes und die Hügel des Garraf werfen.

 Folgt man diesem Weg, führt er automatisch auf die alte Landstraße nach Vilanova, die auch relativ wenig befahren ist und durch schöne Landschaften, vorbei an der Finca Mas Solers, einem alten Casino, nach Vilanova führt. Nachdem man schon vor der Finca Mas Solers die Autobahn überquert hat, geht es praktisch nur noch bergab bis man wieder am Strand von Vilanova angelangt ist.

Es ist eine Tour, die man in gut 1,5 Stunden machen kann, wenn man keine Pausen einfügt, wie in meinem Fall 😉

Fahrradtraining – Abkürzung? Nein, Danke!

Wir wohnen hier in einer bergigen Zone. Es sind zwar keine sehr hohen Berge, die höchsten Stellen sind so um die 500 m, aber da mein Startpunkt immer auf Meereshöhe liegt, können 366 m Steigung (mein höchster Punkt) schon ganz schön in die Beine gehen. Zumindest für einen Anfänger wie mich.

Das habe ich bei meiner vorletzten Tour zu spüren bekommen. Eigentlich wollte ich eine Tour durch die Täler und Einschnitte der Berge machen, die direkt zwischen uns und dem Hinterland liegen, aber dann dachte ich „Vielleicht gibt es ja eine Abkürzung“ und am Anfang lief es auch ausgezeichnet. Ich bin durch wunderschöne Wege gefahren, durch Weinberge und immer an dem kleinen Fluss mit Namen Foix entlang. Zweimal musste ich sogar durch eine Fuhrt den Bach durchqueren, was gut funktioniert hat, da der Untergrund befestigt war. 

Fuhrt durch den Rio Foix - Fahrradtraining - Abkürzung? Nein, Danke!
Fuhrt durch den Fluss Foix

Fahrradtour nach Afrika. Training. Abkürzung? Nein, Danke!

Aber dann kam irgendwann die Stelle, wo die kürzeste Verbindung praktisch nur noch bergauf ging, am Anfang durch einen Waldweg und später musste ich einen Steinbruch umrunden. Google hatte mir zwar empfohlen den Steinbruch zu durchqueren, aber das Schild „Durchfahrt nur für autorisierte Fahrzeuge“ hat mich dann doch etwas abgeschreckt, obwohl Samstag war und nicht gearbeitet wurde. Im Nachhinein kann ich nur sagen, dass ich es das nächste Mal machen würde. Aber ich glaube nicht, dass ich diese Strecke noch einmal fahren werde. Es ging teilweise so steil bergauf, dass ich absteigen und schieben musste. Für mich war es einfach nicht mehr zu machen. Dafür wurde ich mit schönen Aussichten belohnt.

Weinberge in der Penedes - Fahrradtraining - Abkürzung? Nein, Danke!
Weinberge in der Penedes

Das schlimmste war, dass ich mich dann noch in einem Bergdorf verfahren habe und erst mal auf der falschen Seite des Berges hinuntergefahren bin. Dabei war ich so froh, dass es endlich in Schussfahrt bergab ging, bis ich irgendwann merkte, das google-Maps mit meiner Richtung nicht einverstanden war. Und dann musste ich die ganze Strecke, die ich schon heruntergefahren war, wieder nach oben.

Ich hatte das Telefon immer in der Tasche, da ich keinen Fahrradhalter für das Handy hatte. Und wenn der Bildschirm blockiert ist, schickt Google-Maps nur noch Textnachrichten, aber keine Audios mehr. Und so habe ich es schlicht zu spät bemerkt. Für die nächste Tour habe ich mir erst mal einen Halter besorgt.

Dafür war die Aussicht, als ich dann auf 366 m angekommen war, natürlich wunderbar. Und danach ging es dann hauptsächlich nur noch bergab.  

Auf den Höhen des Garraf - Fahrradtraining - Abkürzung? Nein, Danke!
Auf den Höhen des Garraf

Heute habe ich die Tour (ca. 50 km) dann noch mal andersherum gemacht, und diesmal habe ich dann auch die Täler und Flussbett-Tour gemacht. Wobei die positive Höhendifferenz insgesamt auch nur 100 m weniger gewesen sind (671 bei Tour eins, 561 m bei Tour 2), aber es gab weniger steile Steigungen. 

Fahrradtraining - Abkürzung? Nein, Danke!

Die Tour selbst ist wie gesagt wunderschön, besonders bei so sonnigem Wetter wie heute. Man fährt vom Meer los, dann durch grüne Täler in Richtung Penedes, das Weinanbaugebiet aus dem der berühmte Cava (Sekt) kommt, u. a. Freixenet und Cordoniu, zwei der bekanntesten Sektmarken in Spanien und erstere auch in Deutschland. Zwischendurch kann man mittelalterliche Städtchen, teils mit alten Burgen sehen.

Die Burg von Canyelles - Fahrradtraining - Abkürzung? Nein, Danke!
Die Burg von Canyelles

Auf dem Hin- oder Rückweg, je nachdem in welcher Richtung man die Strecke fährt, kommt man am Staudamm des Foix vorbei. Wenn man auf den Stausee schaut, hat man fast das Gefühl in Skandinavien zu sein, da der ganze Stausee von einem dichten Kiefernwald umgeben ist. Wenn da nicht die kleine Burg wäre, die über dem kleinen mittelalterlichen Dörfchen Castellet thront. 

Burg Castellet am Foix
Burg Castellet Am Foix

Es gibt an dem Stausee auch viele Wasservögel, wie z. B. Kormorane, und heute habe ich einen sehr großen Greifvogel gesehen, vielleicht ein Seeadler? Leider konnte ich ihn nicht nah genug sehen und ich hatte kein Fernrohr dabei. Beim nächsten Mal nehme ich eins mit.

Von dort aus geht es dann wieder Richtung Küste zurück. Man hat auch oft die Möglichkeit die Straßen zu verlassen und auf kleinen Wander- oder Feldwegen zu fahren, wodurch man natürlich in noch abgelegenere Ecken kommt. Deswegen ist mir ein Mountainbike auch lieber als ein Rennrad, denn ich kann überall, wo ich will von der Straße abbiegen und Offroad gehen. Es geht mir nicht um Leistung und Geschwindigkeit. Ich möchte hauptsächlich meine Reise genießen. 

Ich werde schauen, dass ich jetzt meine erste mehrtägige Reise plane, vielleicht in der Osterwoche, denn da werden ja  noch ganz andere Herausforderungen auf mich zukommen. Und auch da werde ich bestimmt einiges lernen müssen … und einige Überraschungen erleben.

P.s.: ich habe gemerkt, dass ich nach den Touren juckende Stellen auf dem Rücken bekomme. Das kommt wahrscheinlich vom Schweiß. Ich benutze zur Zeit, da es noch recht kühl ist, eine wasserdichte Segeljacke als oberstes Kleidungsstück als Windschutz. Ich denke, ich muss mir eine Jacke beschaffen, die sowohl winddicht ist, aber trotzdem besser atmet. Gibt es das?

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Fahrradtour nach Afrika – Training – Erste Überraschungen

13.02.2021 – Mein Training für meine Fahrradtour nach Afrika enthielt erste Überraschungen. Aber der Reihe nach.
Jetzt habe ich schon zwei weitere lange Touren mit dem Fahrrad gemacht und beide gut überstanden. Die Erste war letzten Freitag Richtung Vilafranca de Penedes, da wo der bekannte Freixenet Sekt herkommt. Es war eine Tour von 46 km und zusätzlich einem Höhenunterschied von über 500 m, denn zwischen der Küste und der Penedes liegen die Berge des Garraf. Sie sind zwar nicht sehr hoch, aber man merkt es schon. Für trainierte Fahrradfahrer mag das nicht viel klingen, aber für mich als Anfänger war es eine Herausforderung.

Der Unterschied zwischen einem Autofahrerlebnis und einem Fahrradfahrerlebnis

Vor allem dachte ich immer, das es eine recht flache Strecke ist, da ich sie schon mehrfach mit dem Auto gefahren war, aber diesmal, mit dem Fahrrad habe ich gemerkt, dass ich mich da ziemlich getäuscht habe.

Als ich die ersten 10 km Talstrecke hinter mir hatte, habe ich erst die 7 km permanenten Aufstieg gesehen. Es ging dann aber doch besser als ich gedacht habe und ich bin mit nur einem kleinen Stopp durchgefahren.

Aber wie man sieht, darf man sich nicht auf seine Eindrücke beim Autofahren verlassen.

Diese Tour war recht anstrengend für die Knie und trotzdem setzten nach der Tour keine größeren Beschwerden ein. Ich bin gemütlich gefahren und habe auch ein zwei Pausen gemacht. Und so brauchte ich für die 46 km ungefähr 4 Stunden, 3 Stunden Fahrtzeit.

Entlang der Costa Daurada

Die nächste Tour habe ich dann gestern gemacht, an der Küste entlang und daher auch nicht mit so viel Höhenunterschieden. Dafür war sie aber auch 20 km länger, also insgesamt fast 67 km.

Es war eine wunderschöne Tour. Es gibt einfach wunderschöne Ecken hier, wenn man die Küste hinunterfährt. Und mit dem Fahrrad ist es auch fast immer möglich direkt an der Küste und den Stränden entlangzufahren, was man mit dem Auto nicht kann.

Fahrradtour nach Afrka - erste Überraschungen

Insofern war es auch eine Entdeckungstour für mich, denn obwohl ich natürlich mit dem Auto schon oft durch alle Orte gefahren bin, die auf der Strecke liegen, habe ich viele Teile der Orte noch nie gesehen.

Freunde und Tapas

Außerdem bin ich bis zu einem Ort gefahren (Torredembarra), in dem es eine Kneipe/Restaurant namens „Kult“ gibt, in dem vor Corona oft Konzerte stattgefunden haben und in dem ich auch schon mit meiner Band „Dr. Moreau’s“ gespielt habe. Und so nutzte ich dann auch die Gelegenheit, um dort Freunde zu treffen und ein paar Tapas (spanische Vorspeisen) zu essen.

Das Wetter war gemischt, auf der Rückfahrt hat es ein paar Tropfen geregnet. Aber es hat überhaupt nicht gestört. Ich bin sehr froh, dass ich diese Tour geschafft habe, denn sie war bisher meine längste Strecke und eine neue Herausforderung für mich. Ich habe die Tour genossen.

Als ich nach Hause kam, habe ich allerdings gemerkt, das auch meine Knie an der Grenze angelangt waren. Also habe ich mir ein Kühlkissen auf die Knie gelegt und das hat wirklich hervorragend geholfen. Heute hatte ich keine Knieprobleme.

Alles zu seiner Zeit

Und Stimmungsmäßig geht es mir auch ein bisschen besser. Ich hatte mich in letzter Zeit sehr unter Druck gesetzt, weil ich so viele Sachen machen wollte: lesen, schreiben, Sport machen, Musik machen, mich um meine Familie kümmern, für die Reise recherchieren, mich im Qigong weiterbilden – mal von dem täglichen Meditieren und den Qigong-Übungen abgesehen – und dann habe ich ja auch noch Unterrichtsklassen. Das hat dann bei mir die schlechte Laune ausgelöst, da ich immer dachte: „Eigentlich wollte ich ja noch dies machen, und eigentlich wollte ich ja noch jenes machen …“ Und das führt dann natürlich zu Frustration, da so viele Dinge gleichzeitig einfach nicht möglich sind.

So habe ich mich gefragt: „Warum setzt du dich eigentlich so unter Druck, wenn das Einzige, was du wirklich willst, ist glücklich zu sein?“ – und zwar möglichst in jedem Moment.

Tja, und das hat dann bei mir einen Moment des Innehaltens ausgelöst. Und ich habe mir gesagt: „Ja, das ist vollkommen richtig. Eigentlich mache ich ja alles nur, um glücklich zu sein. Und wie soll ich glücklich sein, wenn ich mich selbst unter Druck setze und mich durch die Sachen, die ich nicht mache, frustriere.“

Also habe ich mir jetzt den alten Leitspruch zum Gesetz gemacht:
Alles zu seiner Zeit!

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Fahrradtour nach Afrika – Training – Erstes Training und Planung

Ich habe euch versprochen zu schreiben, wie es mit meinem Projekt, der Fahrradtour nach Afrika, vorwärtsgeht, mit allen Aufs und Abs. Und ich möchte damit auch ehrlich sein und keine Abs verschweigen, obwohl ich eigentlich ein motivierendes und positives Blog schreiben möchte und die Abs vielleicht nicht so motivierend klingen. Aber sie gehören halt dazu.

Also fangen wir mit den positiven Dingen an: ich habe mir ein Fahrrad gekauft und auch schon einige Touren hier in der Umgebung und auch in der Umgebung von Potsdam gemacht. Das Minimum waren 15, das Maximum ca. 30 km. Es macht mir totalen Spaß, aber ich muss sehr auf meine Knieprobleme achten. Als ich die lange Tour rund um Potsdam gemacht habe, die oft durchs Gelände ging und auch stärkere Steigungen hatte, habe ich während der Tour nichts gemerkt, aber am nächsten Tag tierische Knieschmerzen gehabt, so das ich mir Kältebeutel ums Knie legen musste und abends auch eine Schmerztablette nahm, um einschlafen zu können. Das war natürlich nicht gerade motivierend.

Wie soll ich eine Fahrradtour nach Afrika von 3.000 km machen, wenn meine Knie schon nach 30 km solche Probleme haben?

Aber bei der nächsten Tour, ca. 2 Wochen später, ging es wieder. Außerdem habe ich mir überlegt, dass für mich, für diese Tour, ein E-Bike wahrscheinlich das Beste ist. Allerdings sind die Dinger teuer und ich muss mehr aufpassen, dass es mir nicht gestohlen wird.

Der nächste Tiefpunkt kam, als ich letzte Woche die letzte Tour mit ca. 18 km gemacht habe und am nächsten Tag einen Hexenschuss hatte, an dem ich immer noch ein bisschen leide, und es ist jetzt über 10 Tage her.

Diese körperlichen Aspekte stimmen mich natürlich sehr bedenklich. Ich bin zwar erst 60, aber mein Körper hat eindeutige Defizite aufzuweisen und das, obwohl ich täglich Qigong und Gymnastik mache. Aber ich denke, man muss auch sehr auf die Art der körperlichen Belastungen achten und versuchen Dinge zu vermeiden oder zu verbessern. Ich hatte bisher zum Beispiel nach dem Fahrradfahren keine Dehnungsübungen gemacht und mein Qigong-Lehrer hat mir gesagt, das dies unbedingt nötig sei, da Fahrradfahren sehr auf den Rücken geht.

Mein Lebensgefühl zwischen Aufs und Abs

Ein anderer Aspekt ist mein Lebensgefühl. Es gibt Tage, an denen ich aufwache und mich frage, wofür ich heute aufgewacht bin. Ich fühle eine unangenehme Leere in mir, eine Leere, die sich nicht gut anfühlt, sondern sehr motivationslos. Diese Leere kann ich normalerweise mit meiner Morgenmeditation und mit meinen darauffolgenden Qigong-Übungen vertreiben, sodass ich danach meistens mit einem wesentlich positiveren und ausgeglichenerem Gefühl in den Tag gehe.

Und nun zu der Planung meiner Abreise. Bisher war ich davon ausgegangen zum Sommer hin meine Reise zu starten, aber ich hatte von Anfang an Bedenken wegen der hohen Temperaturen. Dazu sind jetzt noch andere Aspekte gekommen, wie ein Musik-Projekt, dass ich mit Freunden plane und auch familiäre Gründe, die mich auf jeden Fall in der ersten Hälfte dieses Jahres nicht reisen lassen.

Daher kam jetzt die Idee auf, erst gegen Ende des Jahres zu fahren, also September/Oktober, wo schon die große Sommerhitze vorbei ist und wahrscheinlich auch meine anderen Projekte beendet sind. Und in Afrika wird es sogar im Winter wahrscheinlich noch relativ angenehm sein.

Ich habe mich mit dieser Idee eigentlich schnell angefreundet, weil ich, je mehr ich mich mit der Planung der Reise beschäftige, schon jetzt sehe, dass die Vorbereitung und das Training für die Reise wahrscheinlich mehr Zeit in Anspruch nehmen wird, als ich ursprünglich gedacht hatte.

Wie stärke ich meine Motivation?

Das heißt aber auch, dass ich länger auf mein ersehntes Ziel hinarbeiten muss und mich auch immer wieder motivieren muss. Daher sehe und höre ich in letzter Zeit auch vermehrt Videos und Podcasts, die sich mit dem Thema Motivation und glückliches Leben beschäftigen.

Eine tolle Quelle, die ich gefunden habe, ist ein Programm des Schweizer Rundfunks (SRF), dass sich Sternstunde nennt. Da gibt es einstündige Interviews mit so interessanten Menschen wie z.B. Matthieu Ricard, einem Molekularbiologen der zum buddhistischen Mönch geworden ist.

Oder auch mit Jon Kabat-Zinn, einem Medizinprofessor, der die Mindfullness/Achtsamkeitsbewegung (MBSR-Methode) losgetreten hat und begleitende Studien über die physischen Auswirkungen von Meditation auf den Körper und das Gehirn in seiner Stress Reduction Clinic durchgeführt hat. Dort konnte dann unter anderem die Verkleinerung des sogenannten „Mandelkerns“ im Gehirn festgestellt werden, ein Bereich der besonders für das Angstempfinden zuständig ist. Außerdem konnte man feststellen, dass die Telomere, Endstücke der DNA, deren Verkürzung den Alterungsprozess bestimmen, sich langsamer verkürzen, also die Langlebigkeit fördern. Dass Meditation außerdem den Stress reduziert und dadurch auch gesundheitsfördernd wirkt, ist schon lange bekannt.

Außerdem rede ich öfter mit meiner Tochter, die sich gerade sehr stark mit dem Thema „Seelenheilung“ beschäftigt und immer wieder sehr interessante und hilfreiche Dinge zu sagen hat.

Ich warte jetzt also, bis mein Hexenschuss wieder ganz verschwunden ist, bevor ich die nächste Fahrradtour mache und werde danach noch mindestens 10 Minuten Dehnungsübungen machen. In der Zwischenzeit fahre ich natürlich auch regelmäßig mit meinen Qigong Übungen fort.

Ich werde euch auf dem Laufenden halten, wie mein Körper auf die nächste Fahrradtour reagiert. Aber mir ist schon jetzt klar: falls der Plan A nicht klappen sollte, wird es einen Plan B geben.