Das New Healing Festival 2023 war diesmal eine andere Reise. Daher wird es für mich nicht leicht sein, ein Resümee des Festivals zu ziehen. Auf den ersten Blick hat es mich nicht so gekickt wie im letzten Jahr. Da hatte ich diverse Highlights. Dieses Jahr waren die Eindrücke subtiler, aber vielleicht weitreichender.
Wir haben den Altersrange unserer Gruppe noch einmal um gute 10 Jahre ausgedehnt, der Jüngste unserer 8-köpfigen Gruppe um die 30, der Älteste über 70. Und es hat wunderbar funktioniert. Alle haben sich gemocht und geschätzt.
Aber ich hatte noch das Festival vom letzten Jahr im Kopf, das erste Mal, die Anreise mit meiner Tochter, alles war neu und unbekannt, neue Eindrücke, neue Erkenntnisse, psychedelische Reisen, unerwartete Begegnungen und tiefsinnige Gespräche. Vieles von dem hat es dieses Jahr nicht gegeben.
Hat es sich dadurch in ein „normales“ Festival verwandelt?
Nein. Das kann man definitiv nicht sagen. Erst einmal ist es wirklich ein Festival für Jung und Alt, von Kindern bis Großeltern. Jeder, der da sein möchte und sich dort wohlfühlt, wird auch akzeptiert und willkommen geheißen.
Es ist ein relaxtes Festival, nicht mehr als ein paar tausend Besucher. Man trifft Menschen aus den Workshops auf dem Festival wieder und nach und nach baut es sich zu einer Familie aus. Es ist mehr ein einwöchiges Holiday-Camp als ein Festival.
Nicht zu vergessen, die wunderschöne Natur, der See, die entspannten Menschen am Ufer. Und es dreht sich nicht nur um Musik, sondern um wesentlich mehr.
Eine Woche eine kleine Utopie
Es dreht sich darum, dass wir uns als Menschen weiterentwickeln. Und man kann eine Woche eine kleine Utopie leben. Eine Welt, in der die Menschen in Frieden leben und versuchen sich gegenseitig zu helfen, zu inspirieren und sich weiterzuentwickeln.
Ich werde euch von ein paar Momenten berichten.
Sexual shadow to light – Makantao
Contact Impro – Sarah Scholz
Sensual Body & Voice journey – Makantao
Contact beyond contact – Lenka Brandinova
Wer bin ich und wie viele – New Earth Tribe
Kakao-Zeremonie – Makantao
Hypnose – Drug of choice – Flo Halmburger
Flying carpet
Sonnentempel
Hot tub
See und Seeufer
Dj Psydelicat, DJ Emphox – Feuer Space
Cloud of I
Kenta Hayashi & Matsumoto Zocu
Visuals Moonpeople
Celebration stage – Melburn
Marie Chain
WORKSHOPS
Dieses Jahr habe ich überhaupt nicht geplant, welche Workshops ich machen wollte und ich habe auch nicht ins Programm geschaut. Der Space, der mich am meisten interessierte und in dem ich auch im letzten Jahr die meisten Workshops gemacht habe, war ohnehin der Flying Carpet (www.flying-carpet.info) der Psychedelic Society Germany. Und daher habe ich mir auch nur dort das Programm genauer angeschaut.
Mit Makantao habe ich dadurch, ohne es zu planen, drei Workshops mitgemacht, einfach, weil mich die Titel interessierten. Makantao ist eine von innen leuchtende Persönlichkeit, ein Integrator, der sich schon seit Jahren mit Sound- und schamanischer Heilung beschäftigt. Ich empfehle seine Webseite zu besuchen oder in seine sozialen Kanäle einzuklinken und an einem Workshop von ihm teilzunehmen.
Der Erste war …
Sexual shadow to light
Ein wirklich tiefgreifender Workshop zum Thema Schatten in der Sexualität. Es ging darum, Dinge auszusprechen, die wir als Schatten interpretieren, also Dinge, Wünsche, perverse Gedanken oder Begierden. Also etwas, worüber Mann/Frau normalerweise nicht spricht. Makantao schafft es in allen seinen Workshops, die Menschen erst einmal zusammenzubringen, eine vertraute Ebene zu schaffen. Dann bildeten wir Kreise von ungefähr 10 Personen, in denen man sich über seine Schatten austauschen sollte. Viele sind nicht so in die Tiefe gegangen, aber es wurden interessante Sachen angesprochen.
Nach und nach wurde dann der Workshop vertieft und wir saßen zum Schluss in zweier- oder dreier-Gruppen da. Und hier wurde die Sache dann auch interessanter, tiefer und intensiver, weil alle durch die Vorarbeit anfingen, sich zu öffnen. In meiner Dreier-Gruppe sprach eine Frau über ihre hormonellen Probleme und dass ihr jetzt ein Frauenbart wächst, und wie dies ihr soziales Leben beeinflusst. Das war sehr tiefgreifend. Und mir fiel dann auf, dass mein angesprochenes Problem mit meiner Angst vor Alter und Verfall zusammenhängt. Der Angst, alt zu sein und unattraktiv. Eine Verbindung, die ich vorher nicht gesehen hatte. Und trotzdem, oder gerade deswegen, war es schön und befreiend diese Zusammenhänge zu erkennen.
Sensual Body & Voice Journey
Hier arbeitete Makantao hauptsächlich mit Mantra-ähnlichen Gesängen und hat es geschafft über 50 Personen, die sich im und um das Zelt befanden, in einen ekstatischen Gemeinschaftsrausch zu versetzen, der nicht enden wollte. Dabei legte er den Schwerpunkt auf die eigene körperliche Erfahrung und die Verbindung mit den anderen Teilnehmern. Zum Schluss hatte man das Gefühl, dass die ganze Gruppe praktisch nur aus einem Körper besteht. Eine wirklich schöne und glückselige Erfahrung.
Kakao-Zeremonie
Eine der vielen Kakao-Zeremonien auf dem Festival. Ich bin froh, dass ich sie mit Makantao gemacht habe. Auch hier stand der gemeinschaftliche Gesang wieder im Mittelpunkt. Dies gemischt mit der sinnlichen Erfahrung des intensiven Kakaogenusses brachte wieder einen besonderen Rausch und ein wunderschönes Gemeinschaftsgefühl.
CONTACT IMPRO & CONTACT BEYOND CONTACT
Diese beiden Workshops wurden von Sarah Scholz und Lenka Brandtnerova (FB lenka.brandtnerova) geleitet. Mit Lenka hatte ich schon im letzten Jahr zwei Workshops gemacht, von denen ich sehr begeistert war.
Beim Contact-Dance geht es darum, auf empathische Weise den Partner zu führen oder sich von ihm führen zu lassen. Die Bewegungen sind frei und passen sich der Musik an. Durch verschiedene Übungen wird diese Empathie trainiert und durch die Erweiterung zu größeren Gruppen immer mehr Flexibilität eingefordert.
Eine wunderschöne Übung für diejenigen, die Tanz mögen und sich für neue, auch körperliche Erfahrungen öffnen wollen. Da mit dem ganzen Körper gearbeitet wird, sollte man auf jeden Fall nicht kontaktscheu sein 😉
Auch dieses Jahr habe ich wieder beim New Earth Tribe vorbeigeschaut und an einem Workshop „Wer bin ich und wie viele?“ teilgenommen. Der New Earth Tribe ist eine Gemeinschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, ein reales Erwachen und den Wandel des Individuums mit verschiedenen integralen Prozessen zu fördern und die Personen für eine neue Erde vorzubereiten. Der NET hat jetzt schon 3 Wohngruppen in Deutschland, in Burgen, Witten und Leipzig. Letztes Jahr gab es nur ein Zentrum. Also scheint die Idee auf fruchtbaren Boden zu fallen.
Die Grundidee, die mich sehr überzeugt ist, dass der Mensch grundsätzlich in drei grobe Sphären unterteilt werden kann, nämlich der spirituelle Mensch, der denkende und fühlende Mensch und der biologische Mensch.
Der spirituelle Mensch deckt den Bereich der spirituellen Erfahrungen und Weiterentwicklungen ab: Meditation, Leben im Hier und Jetzt, Abschaffung des Egos, spirituelle Lehren wie z.B. der Buddhismus.
Der denkende und fühlende Mensch ist der ganze Teil unseres Intellekts, der aber automatisch auch durch Gefühle beeinflusst wird. Die Gedanken können nicht unabhängig von den Gefühlen gesehen werden, denn sie beeinflussen sich gegenseitig.
Der biologische Mensch sind unsere körperlichen Bedürfnisse, aber auch Triebe und Lüste, die durch unseren Körper freigesetzt werden.
Die Grundthese des NET ist, dass alle diese Bereiche gleichwertig weiterentwickelt und von Blockaden befreit werden müssen, um einen wirklich freien „neuen“ Menschen zu entwickeln.
Dieses versuchen sie zu erreichen, indem sie diverse Methoden und Techniken benutzen und sie in den verschiedenen Tribes ausprobieren.
Ich kann die Workshops des NET nur empfehlen, obwohl ich persönlich finde, dass der intellektuelle Teil des Konzeptes noch einen zu großen Teil einnimmt. Die interaktiven Workshop-Teile sind überraschend, lustig, fordernd und führen rasch zu neuen Einblicken und Einsichten. Ich würde sehr gerne mal an einem Wochenendseminar teilnehmen.
HYPNOSE – DRUG OF CHOICE
Florian Halmburger hat uns hier auf Partnerbasis auf lockere und humorvolle Art und Weise in die Tiefenentspannung bzw. Hypnose geführt und uns so ermöglicht, unsere „Drug of choice“ (Droge der Wahl) in einen Körperzustand zu verwandeln, der auch nach der Hypnose weiterhin abrufbar ist. Diese Methode basiert auf der Arbeit von Richard Bandler, des Initiators von NLP und Human Design. Dieser Workshop ist der, der mich dieses Jahr am meisten beeinflusst hat.
Die Drug of Choice kann übrigens alles sein, es muss keine Droge im herkömmlichen Sinne sein. Es kann auch der letzte Sommerurlaub oder das beste Schokoladeneis sein. Der Zweck der Hypnose ist, das Gefühl, dass man mit dieser „Droge“ empfindet, zu manifestieren und es durch einen körperlichen Anker jederzeit wieder abrufbar zu machen.
Ich hatte noch dazu das Glück, mit Manu als Partner an einen ausgebildeten Hypnotiseur geraten zu sein. Manu war nicht nur ausgesprochen sympathisch, sondern kannte natürlich auch die richtigen Fragen, um mich genau zu einem selbst definierten Körpergefühl zu führen, das meiner Droge entsprochen hatte und so bin ich jetzt im Besitz eines fast transparenten, flexiblen Schutzschildes, den ich nach Belieben ab- und anlegen kann. Das macht mich praktisch unverwundbar und hilft mir, mich ohne Angst so zu zeigen, wie ich bin. Mal sehen, ob’s klappt.
SPACES
SONNENTEMPEL (www.New-Medicine-Tribe.com)
Von den Spaces kann ich diesmal den Sonnentempel erwähnen. Er war direkt neben der Expression Stage und war ein Platz der Ruhe. Und das, obwohl in ihm auch getrommelt und gesungen wurde. Aber alles erfolgte immer in vollkommener Übereinstimmung und vollkommenem Respekt. Es war eine Jurte, in deren Mitte immer ein Feuer brannte und das zahlreich geschmückt und verziert war. Um einzutreten, musste man im Vorraum des Zeltes erst einmal entschleunigen, indem man mindestens dreimal achtsam ein- und ausatmete. Erst dann durfte man den Tempel betreten. Es ist schwer zu beschreiben, worin die Magie des Sonnentempels bestand, nur dass alles auf Harmonie basierte und man sich vorkam wie in Mutters Bauch. Vielen Dank an die Initiatoren und Hüter des Tempels für diesen Raum, der es einem auf diesem betriebsamen Festival ermöglichte, vollkommen zur Ruhe zu kommen.
Die Flying Carpets der Psychedelic Society Germany sind immer ein interessanter, im „Zauberwald“ etwas abgelegener und daher ruhiger Platz auf dem New Healing. Neben den vielen schon erwähnten Workshops gibt es auch ein Kakao-Zelt, ein Chill-Zelt zum Abhängen und abends in einem der Spaces Musik mit DJs und Live-Musik. Diesmal gefielen mir besonders Psidelicat (www.psidelic.at) und wie schon im letzten Jahr Dj Emphox (https://soundcloud.com/emphox), beide auf SoundCloud zu finden.
HOT TUB
Leider gab es in diesem Jahr keinen Sauna-space wie im letzten Jahr, aber dafür einen Hot Tub, in dem man gegen eine Spende wunderbar im heißen Wasser entspannen konnte. Der Hot Tub ist wie ein Jacuzzi, aber ohne Blubbern. Daneben gab es dann noch ein Zelt zum Liegen und Entspannen. Ich habe am Samstag die Morgendämmerung im Hot Tub erlebt und es war ein göttlicher Moment nach der durchgetanzten Nacht in diesem heißen Wasser zu entspannen und die langsame Morgendämmerung über dem Festivalgelände zu erleben. Vielen Dank auch dafür.
MUSIC
Über Musik beim New Healing kann man natürlich sehr viel schreiben, denn es gibt so viel jeden Tag, angefangen bei den Jams an den Lagerfeuern, über die verschiedenen Tipis bis hin zu den Festival-Bühnen.
Ich werde hier nur ein paar hervorheben, die für mich herausgestochen haben, abgesehen von den vielen, die ich leider nicht gesehen habe.
DJs Psidelicat und Emphox
Als DJs im Flying Carpet haben mir dieses Jahr, wie schon erwähnt, besonders DJ Psidelicat (www.psidelic.at) mit seinen zersägten, aber hyper rhythmischen Elektronik-Beats und wie bereits im letzten Jahr Dj Emphox (https://soundcloud.com/emphox) gefallen. Beide haben Tracks auf SoundCloud.
Auf der Expression Stage konnte ich glücklicherweise den Schluss des Konzertes von Cloud of I erleben. Im Zentrum steht die israelische Sängerin Yuli Shafriri, die mit weiteren Gastmusikern dieses Konzert gegeben haben. Yuli hat ein klare, schöne aber unprätentiöse Stimme. Ihre meist auf Englisch gesungenen new „Folk-Songs“ mit orientalischen Einflüssen wurden hier mit rhythmisch komplexen und teilweise elektronisch scheinenden Beats und Baselines unterlegt, obwohl die Begleitung „nur“ aus Gitarre, Percussion und einem genialen Bassisten bestand. Ein tolles Konzert und eine mitreißende Dynamik.
Kenta Hayashi & Matsumoto Zocu
Auf der Om-Stage stolperten wir am Freitagabend zufällig über Kenta Hayashi & Matsumoto Zocu. Der psychedelische Gitarrist und die urban World-Folk-HipHop-Funk-Band ergaben eine euphorische und extrem tanzbare Mischung aus Worldmusic mit aktuellen Einflüssen wie Human Beatbox, elektronischen Beats, Rock und Funk kombiniert mit Didgeridoo und Hangdrum. Absolut faszinierend für Leute, die kein Problem mit Fusion haben.
Am nächsten Tag fand noch ein Didgeridoo-Workshop und auch eine Session mit dem Gitarristen Kenta Hayashi statt.
Meine Lieblings-DJane Melburn legte um 5 Uhr morgens auf der Celebration Stage auf. Ich hatte sie im letzten Jahr im Elektronik-Zelt gesehen und mich komplett in ihren sehr tanzbaren Elektronik-Mix verliebt. Später hatte ich noch mit ihr geredet und sie als „Disco-Queen“ bezeichnet, was ihr glaube ich gefallen hat. Mir ist auch aufgefallen, dass sie im Gegensatz zu ihrer kräftigen Erscheinung ein sehr fragiles Wesen in sich trägt.
Diesmal legte sie härteren Psytrance auf, ohne auf ihre psychedelisch elektronischen Wurzeln zu verzichten. Leider war es schon zu später Stunde, oder besser sehr früher Stunde, und es waren auch nur noch recht wenige tapfere Tänzer zugegen. Auch ich habe mich nach einigen Tracks allmählich auf dem Weg zum Zelt gemacht.
Am Sonntag durften wir noch der Singer & Songwriterin Marie Chain lauschen, die mit ihrer souligen Stimme mittags auf der Om-Stage in sengender Mittagshitze ihre wunderschönen, teils lyrischen, teils sehr souligen Songs spielte. Marie hat eine Stimme mit einem sehr großen Tonumfang, den sie gerne ausreizt und daher faszinierende Songs performen kann. Das Publikum hatte sich in die Schattenbereiche neben der Bühne verzogen, hörten aber aufmerksam zu und spendeten viel Applaus.
Mit Marie Chain verbinden mich mehrere Mini-Touren, die ich mit ihr in Barcelona und Umgebung mit der „Last Minute Band“ gespielt habe. Sie sagte mir, dass sie gerne wieder in Spanien spielen möchte. Mal sehen, was sich ergibt.
Marie Chain ist übrigens nicht nur Sängerin, Pianistin und Songwriterin, sondern auch DJane und sie organisiert ihr eigenes Freedom Festival (https://www.instagram.com/freedomfestivalworldwide)
Versucht sie unbedingt zu sehen, wenn sie mal in eurer Nähe spielt.
VISUALS
Erwähnen möchte ich auch noch die Visuals der Moonpeople, die sie passend zu den Klängen einer Klangreise am Freitagabend auf die Außenwände des Gongzeltes projizierten. Sie benutzen dazu Bilder aus der Natur, von Wäldern, Flüssen, dem Meer, und verfremden sie mit Filtern, wodurch immer wieder neu Formen und Fraktale entstehen. Zusammen mit der Klangreise der Klangsterne von Raja Fischer war das allein schon eine psychedelische Erfahrung.
Danke an Alle
Abschließend möchte ich allen Personen danken, die dieses Festival und Ereignis möglich machen und allen wunderschönen Menschen, die ich getroffen haben, die mir viel gegeben haben und denen ich vielleicht etwas geben durfte.
P.s.: Ein anderer aus unserer kleinen Festival-Family hat übrigens auch noch einen amüsanten Beitrag über das Festival geschrieben, nämlich Prinz Rupi. Seinen Beitrag kannst du hier lesen: Fest der Sinne!
lesenswert.erlebenswert …
für Freigeister!!
Danke. Und jeder Geist kann frei sein 😉
Danke für deinen Einblick in dieses ungewöhnliche Festival, das ich wie ein filigranes Gesamtkunstwerk erlebt habe.
De nada 🙂 Gerne immer wieder.