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Ecstatic Dance – Tanzen und Baden in schönen Gefühlen

Ecstatic Dance (Tanzen und Baden in schönen Gefühlen) habe ich vor ein paar Jahren durch meine Tochter kennengelernt. Sie war gerade mal zu Besuch bei uns und fragte, ob wir mit ihr zu einem Ecstatic Dance Event mit Albert Pala (einem der Pioniere des Ecstatic Dance in Barcelona) mitten in der Natur gehen wollten. Und da ich sehr gerne tanze und meistens neugierig bin, sind wir als Familie dorthin gegangen. Und es war eine ausgezeichnete Entscheidung, denn seitdem bin ich ein absoluter Fan und tanze, wenn möglich, mindestens einmal pro Woche. (Siehe auch „Silent Disco„) Tanzen ist, neben Qigong, eine der besten Körpertherapien für mich.

Aber was ist eigentlich Ecstatic Dance?

Ecstatic Dance wurde 2001 von einem DJ in einem Retreat-Center in Hawaii entwickelt. Er war gerade vom Burning Man Festival zurückgekehrt und hatte sich dort in die elektronische Musik verliebt. So verband er das „Conscious Dance Movement“ (Achtsamkeits-Tanzbewegung) mit einer Mischung aus ethnischen und elektronischen Musikeinflüssen.

Man kann sich eine Ecstatic Dance Session wie eine Reise durch verschiedene Musikrichtungen und Stimmungen vorstellen, auf der die Tänzer*innen vom DJ mitgenommen und begleitet werden. Es handelt sich um einen freien Tanz, das heißt, jede*r Tänzer*in bewegt sich so wie er*sie möchte und wie er*sie sich in diesem Augenblick fühlt. Das kann dann in den 2 bis 2 1/2 Stunden Reise, die so eine Session normalerweise dauert, auch durchaus zu ekstatischen Momenten führen. Es gibt ein paar klare Regeln: keine Drogen und kein Alkohol; während des Tanzens wird nicht geredet; die Freiheit des anderen muss absolut respektiert werden.

Was bewirkt Ecstatic Dance?

Ecstatic Dance bringt dich dazu, dich zu verlieren, dich nur auf den Tanz einzulassen. Dein Körper fängt an, dich auf eine Reise mitzunehmen. Wenn du es zulässt, dass sich dein Körper so bewegt, wie er will, kannst du über deine eigenen Bewegungen ins Erstaunen kommen. Das heißt, du solltest dabei deinen Kopf als Kontrollinstrument möglichst ausschalten – er darf zuschauen :-). Natürlich macht es auch Spaß, den anderen beim Tanzen zuzuschauen und zu erkennen, dass sie sich genauso im Tanz verlieren wie du. Manchmal ergeben sich auch Möglichkeiten zu Interaktionen, kleinen Partner- oder Gruppentänzen. Hierbei ist es essenziell, die Bereitschaft der anderen zu erspüren. Ich bin da tendenziell zurückhaltend, aber trotzdem entstehen manchmal wunderschöne Gelegenheiten, zusammen zu tanzen.

Das Schöne am Ecstatic Dance ist auch, dass es absolut generationenübergreifend ist. Da die Musik immer vom DJ abhängt, gibt es beim Ecstatic Dance eine hohe Bandbreite an Musik, d.h. jede*r kann seinen*ihren Lieblings-DJ und Lieblingsstil finden. Und so trifft man bei fast jedem Ecstatic Dance Event auf Personen von 20 bis über 60.

Holos Ecstatic Dance Festival

Holos Ecstatic Dance Festival Spain
Holos Ecstatic Dance Festival Spain

Das Holos ist ein Ecstatic Dance Festival, ganz im Norden von Katalonien, in der Nähe von Figueras, fast an der französischen Grenze. Es findet 4–5 mal pro Jahr statt und geht immer drei-vier Tage. Jeden Tag gibt es 1-2 Ecstatic Dance Sessions und dazu gibt es dann jede Menge Workshops: Yoga, Klangbäder, Tantra, Konzerte, Lagerfeuer mit Gitarre und und und.

Beim Holos in der Osterwoche (Titel: „Frei und göttlich wild“) habe ich auch Qigong-Klassen gegeben, um 8 Uhr morgens. Das war eine tolle Erfahrung. Ich hatte nicht mit vielen Leuten gerechnet, die nach den langen Nächten um 8:00 Qigong machen wollen. Bei den Yogaklassen, beim letzten Festival, waren morgens nur zwischen 10 und 15 Personen. Aber bei meiner ersten Qigong-Klasse war der Raum rappelvoll. Und auch an den nächsten Tagen sind viele gekommen, auch wenn es abnahm, was, glaube ich, hauptsächlich durch die immer länger werdenden Nächte kam :-). Es war ein tolles Erlebnis und ich habe viel positives Feedback bekommen.

Außerdem habe ich zwei halbe Tage in der Küche als Freiwilliger mitgearbeitet. Es war überraschend stressfrei und schön. Die ganze Zeit gab es gute Stimmung, unterstützt von guter Musik. Edgar, der Koch, hat alles souverän und ohne den geringsten Stress geleitet. Er gab immer nur kurze, präzise Anweisungen und dann konnte jeder selbstständig arbeiten. Und wir mussten immerhin für 160 Menschen kochen! Auch die Mitarbeiter/innen in der Küche waren wundervoll. Wenn’s geht, werde ich diese Erfahrung wiederholen.

Was waren die Highlights dieses Festivals?

Ganz, ganz viele. Angefangen mit den vielen Personen, die ich kennenlernen durfte oder schon kannte.

Die Ecstatic Dance Sessions mit Haus-Dj Hazelgurner, sowie Gabriela AbunDanza, Nykkyo Energy, Gagarin Project u.a. Der Moment, als z.B. Nykkyo Energy begann, in einer Ecstatic Dance Session einen Metal-Titel zu spielen, war umwerfend.

La Solana de Riambau
La Solana de Riambau

Der See

Vorher gab es keinen See, nur eine Brücke und einen kleinen Bach darunter. Diesmal war die Brücke unter Wasser und ein wunderschöner See lud zum Schwimmen ein. Das habe ich ausgiebig genossen und bin immer mal wieder zum See hinunter, wo es dann auch oft Leute, Gitarren, Musik und spielende Kinder gab. Einmal bin ich aber auch frühmorgens ganz allein im See gewesen. Das war eine unglaubliche Vereinigung mit der Natur.

Die Gespräche

Diesmal war ich ziemlich offen und habe immer die Leute angesprochen, während wir in der Schlange zum Essenholen standen. Dadurch haben sich viele interessante und teils auch überraschende Gespräche und Kontakte ergeben. Ein Gespräch zum Beispiel, mit der Psychologin Maria aus Ibiza, das circa zwei Stunden dauerte, führte mich zu einem Verlust, den ich vor vielen Jahren erlitten hatte, und dem ich hier zum ersten Mal wirklich Raum gab und zuließ. Sehr intensiv.

Ein anderes Gespräch war über das Thema des Gebens mit dem DJ Nykkyo Energy und darüber, das Geben nur dann gut ist, wenn der andere auch bereit ist, es anzunehmen. Sonst kann selbst das wohlgemeinteste Geben ein Akt der Aggressivität werden.

Auch andere Gespräche waren „erleuchtend“ oder einfach interessant, inspirierend, lustig, gefüllt. Ich mag keinen Small Talk und diese Gespräche hier hatten nie etwas davon, ganz im Gegenteil.

Die Workshops

Ich habe diesmal nicht bei vielen Workshops und Veranstaltungen außerhalb der Dance Sessions mitgemacht. Ich hatte mehr Lust zu kommunizieren, und außerdem hatte ich auch die Arbeit in der Küche. Aber die zwei Workshops an denen ich teilgenommen habe, haben sich wirklich gelohnt. Ein Workshop war zum Thema Element Erde von Judit Muhn. Sie hat es wirklich durch kleine Übungen und interaktive Aktivitäten geschafft, die Berührung mit der Natur und speziell mit dem Element Erde spürbar zu machen. Der Höhepunkt war, dass sie verschiedene Pflanzensamen mitgebracht hatte und zum Schluss des Workshops jeder Teilnehmer aufgefordert wurde, eine Pflanze zu pflanzen. Durch die vorherige Sensibilisierung wurde das wirklich zu einem besonderen Ritual.

Und ein Tantra Workshop von Ananda. Er zeigte mir, wie weit man sich einem unbekannten (oder bekannten) Menschen öffnen kann, wenn man mit Empathie und ohne Gedanken, sondern nur mit Gefühlen und Sanftheit auf andere Menschen zugeht. Dabei fallen Schranken, vor allem im Kopf.

Die freilaufenden Pferde

Pferde La Solana de la Riambau
Pferde La Solana de la Riambau

Es gibt dort zwei weiße Pferde, die meistens in einem Gehege sind, aber diesmal liefen sie die meiste Zeit frei herum, was dem ganzen Gelände noch mehr Natürlichkeit und Freiheit gab.

Und natürlich meine schon vorher erwähnte Arbeit in der Küche, bei der ich erfahren durfte wie ein neu zusammengewürfeltes Team stressfrei eine beeindruckende Leistung in relativ kurzer Zeit erbringen kann und dabei auch noch Spaß hat. Die meisten aus der Küchengruppe fragten schon kurz nach dem Festival, wann sie sich wieder für das nächste Holos als Freiwillige anmelden können.

Es gab noch viele andere beeindruckende Sachen und Momente: die Natur selbst, auch an dem Regentag; die Kälte in der Nacht; das gemeinsame Essen mit verschiedenen Leuten; das Kennenlernen von Leuten in der Warteschlange; die Tänze mit Ananda, Ian, Mar, Carlota, Svea etc.; das Baden im See; Gitarre spielen mit Dany, Javier, Monica; kleine Gespräche zwischendurch, der Sternenhimmel usw.

Und so entwickelte sich das ganze Festival für mich zu einer immer offeneren, zärtlichen, feinfühligen Erfahrung. Das Eindrucksvollste für mich war die Akzeptanz, die ich von allen Seiten zu spüren bekam. Dieses Gefühl, dass ich als liebevolle und beitragende Person erkannt und aufgenommen werde. Das war wunderschön. Durch solche Erlebnisse gestehe ich es mir auch selbst immer mehr zu, mich als liebevolle und gebende Person anzunehmen.

Tauch ab zu deinen Gefühlen – Deep Dive

Tauch ab zu deinen Gefühlen! Ist es dir auch schon einmal passiert, dass du einen traurigen Film siehst oder jemand etwas Trauriges über sich oder andere erzählt und du weinen musst oder zumindest das Gefühl hast, weinen zu müssen? Ein gutes Zeichen – denn du hast dich gerade mit deinen Gefühlen verbunden.

Es gibt eher sensible Menschen, die ihre Emotionen auf der Haut tragen, und die, die eine dicke Pelle oder Rüstung aufgebaut haben, um ihre Gefühle nicht zu zeigen. Sei es, weil es nicht in ihr Bild von Männlichkeit passt oder weil es für ihr Leben und ihren Beruf praktischer ist. So wie es bei mir war. Das Problem ist nur, dass es später nicht einfach ist, wieder eine Verbindung zu deinen Emotionen aufzubauen.

Ein guter und schneller Weg ist, diese Verbindung über deinen Körper aufzubauen

Aber wie? Über Fasten! That´s it? Wirklich? Na ja, ein gutes Umfeld und ein paar fördernde Maßnahmen können natürlich helfen. Dein Körper muss „positivem Stress“ ausgesetzt werden. Dann fängt er an zu reagieren und nimmt deine Gefühle mit sich.

Eine Art von positivem Stress ist schon das Fasten. Andere können Sport sein, aber auch Sauna und kaltes Wasser, neue Erfahrungen und Atemtechniken.

Alles das gab es in dem 6-tägigen Deep Dive Retreat von Ben Dessard in Amara Valley, einem Retreat Center, dass mitten in bewaldeten Bergen im Norden, ca. 1 Stunde von Barcelona entfernt liegt. Anfang Januar nahm ich am Deep Dive teil, da ich mir dachte, dass es nicht schlecht wäre das Jahr mit Fasten und Stille zu beginnen. Ich hatte Ben zwei Jahre vorher bei der Vipassana-Meditation kennengelernt.

Amara Valley - Katalonien - Spanien
Amara Valley – Katalonien – Spanien

Was beinhaltet das Deep Dive Retreat?

Der Rahmen dieses Retreats war Fasten, Yoga und Schweigen. Das Fasten war ein Heilfasten auf Basis der Mimicking Diet von Dr. Robert Longo, das heißt man fastet, aber kann dabei essen. Durch die besonders ausgewogene und kalorienarme Diät wird der Körper in den gleichen Zustand versetzt, als wenn man ein reines Wasserfasten machen würde. Und es ist auch wesentlich schmackhafter :-).

Fasten beim Deep Dive
Fasten beim Deep Dive – Foto by Ben Dessard

Das Fasten wurde von Messungen begleitet, die das Gewicht, den Blutzucker und die Ketose maßen. Die Ergebnisse wurden zum Schluss des Kurses von Ben präsentiert und kommentiert.

Ketose ist der Zustand des Körpers, bei dem der Körper anfängt, eigene Körperfette abzubauen und in Energie zu verwandeln. Dieser Prozess geht einher mit der Autophagie, einem Recycling-Prozess von kranken oder unbrauchbar gewordenen Zellen, unter anderem auch Krebszellen. Ein Effekt, der auch bei der GAPS-Diät eintritt, die ich in der Pandemie angefangen hatte.

Laut Paracelsus setzt das Fasten den „inneren Arzt“ in Gang.

Das Schweigen lenkt die Aufmerksamkeit auf einen selbst. Wir bekamen auch ein Notizbuch, um unsere Aufzeichnungen zu machen und jeden Tag einen kleinen Zettel mit Themen zum Reflektieren über unseren Körper und Gesundheit, unseren Geist, unsere Emotionen und unsere Bedürfnisse. Am letzten Tag wurde das noch einmal zu einem Action-Plan zusammengefasst, damit man einige der hier gelernten Sachen auch in den Alltag mit hinüberretten konnte.

Die Reflexionen, die Emotionen und das Körpergefühl wurden täglich in unserem ca. 1,5-stündigen Sharing-Circle ausgetauscht. Dort kam jeder der Reihe nach zu Wort und konnte sich ausführlich zu seinem Zustand und seinen Gedanken äußern. War es am Anfang noch eher sachlich, öffneten sich die Mitglieder der Gruppe nach und nach und die Themen wurden immer tiefer und emotioneller, je mehr wir mit dem Fasten fortfuhren.

Ich selbst konnte am letzten Tag schwer sprechen, da ich immer wieder zu weinen anfing, wenn es um die Themen Dankbarkeit oder Gemeinschaft ging. Es fiel mir schwer, vor einer Gruppe von zwanzig Leuten zu weinen und ich kann auch nicht sagen, dass ich mich dabei in meiner Haut wohlfühlte, aber ich konnte es auch nicht zurückhalten. Es brach einfach durch. Mein Körper nahm mich mit. Und prinzipiell empfinde ich es als wichtig, öffentlich weinen zu können, gerade weil es bei Männern so tabuisiert ist und dazu führt, Gefühle zurückzuhalten.

Außerdem bekam ich viel Unterstützung der Anderen, die neben mir saßen, die mir den Arm umlegen oder Taschentücher gaben. Zudem sprachen mich nachher noch mehrere der Gruppe an und sagten mir, wie berührt sie von meinen Worten gewesen sind.

Jeden Tag Synergy Yoga

Und das Yoga? Normalerweise mag ich Yoga nicht so gern. Ich benutze es, wenn ich konkrete Probleme im unteren Rückenbereich habe, aber ansonsten bevorzuge ich Qigong, da normalerweise alle Übungen im Stehen gemacht werden.

Deep Dive at Amara Valley
Deep Dive at Amara Valley – Foto by Amara Valley

Aber das Synergy Yoga, das Ben und Morgan, der Gründer des Resorts praktizieren, hat mich fasziniert. Es ist wie eine Mischung aus Yoga und Qigong, da die Bewegungen nicht statisch sind, sondern permanent fließen. Und ich habe gemerkt, dass es ausgezeichnet für meine Knie war, die ich nach 5 Tagen fast nicht mehr spürte. Überdies wird durch die Bewegungen praktisch permanent der Magen massiert, was den Magen und Darmtrakt anregt und ihn flexibel macht.

Der Tagesablauf begann um 6:30, wobei ich schon um 6:00 aufstand, um für alle das Zitronenwasser zuzubereiten und danach mit einer kleinen Glocke den Weckruf durchzuführen. Danach wurden die Messungen gemacht und um 7:15 starteten wir noch im Dunkeln und ohne Licht zu einem ca. 20-minütigen meditativen Morgenspaziergang in den Wald, um dann auf einer Anhöhe schweigend den Sonnenaufgang zu genießen.

Schweigend den Tag beginnen - Foto: Ben Dessard
Schweigend den Tag beginnen – Foto: Ben Dessard

Zurück im Resort ging es dann gleich in den Dharma Shala, den Raum für Yoga und Zeremonien, um dort unsere ca. 1,5-stündige Yoga-Session zu machen. Und dann gab es „endlich“ Frühstück. Meistens eine Mischung aus Früchten oder Fruchtpüree und Samen oder Nüssen.  Die darauffolgende Ruhezeit bis zum Mittagessen konnte man zum Schreiben, Ausruhen oder Saunen nutzen, denn eine Sauna und einen eiskalten Swimmingpool gab es auch.

Durch das Fasten wird das Essen bewusster

Auch das Mittagessen wurde weiter schweigend eingenommen, doch immer mit einer Danksagung für das Essen begonnen. Insgesamt wird man, wie generell beim Fasten, für die Nahrung immer sensibler. Die Gerüche werden viel stärker wahrgenommen, die Augen essen mit, und wenn man wie wir dann jeden Bissen ganz langsam und bewusst zu sich nimmt, wird das Essen allein schon zu einer Zeremonie.

Die Speisen waren übrigens immer köstlich und abwechslungsreich. Wir haben in den sechs Tagen keinmal das gleiche Gericht bekommen.

Frühstück beim Deep Dive
Frühstück beim Deep Dive – Foto by Ben Dessard

Die Nachmittagsaktivitäten – jeden Tag eine neue Erfahrung

Bis 15:00 war dann meistens noch Pause, bis wir dann mit unseren Nachmittagsaktivitäten anfingen und auch wieder reden konnten. Am ersten Tag gab es eine Feuerzeremonie, bei der wir Kerzen benutzten, um miteinander in Kontakt zu treten und uns gegenseitig in die Augen zu schauen und Fragen zu stellen, die Leon, der Leiter der Zeremonie, vorbereitet hatte. Schon das in die Augen schauen war eine kleine Herausforderung, denn man ist einfach nicht daran gewöhnt, unbekannten Menschen so intensiv in die Augen zu schauen und mein Wohlfühlen kam auch sehr auf das Gegenüber an. Ich denke erst immer, „was sieht der andere in mir?“ anstatt den Anderen wirklich anzusehen und als Person wahrzunehmen. Die erste Frage war: Was möchtest du loswerden? Meine Antwort war: Verantwortlichkeit. Dann wechselten wir den Partner. Dasselbe Ritual, in die Augen schauen und eine Frage stellen. Diesmal war ich der Fragesteller: Was hält dich zurück? Ihre Antwort war: Angst. Und dann kam der dritte Partner. Die Frage an beide war: Was brauchst du? Meine Antwort war: Selbstvertrauen. Ihre: Vertrauen in das Universum und die Anderen. Ein interessanter Gegensatz.

Leon meinte dann: Um etwas loszuwerden, musst du es erst akzeptieren, denn sonst geht es nicht weg. Jetzt sollten wir uns in Paaren zusammensetzen und uns gegenseitig erzählen, was wir bereit sind zu akzeptieren.  Mir wurde klar, dass ich einen Teil meiner Verantwortlichkeit akzeptieren muss, um einen anderen Teil loszuwerden.

Atem-Therapie, Thaimassage, Temazcal, Kakao-Zeremonie, Qigong

Andere Nachmittagsaktivitäten waren eine Atem-Session, eine Partner-Thaimassage, ein Temazcal (eine südamerikanische Schwitzhütte) und am letzten Tag eine Kakao-Zeremonie. Am letzten Nachmittag konnte ich auch eine Qigong-Session abhalten. Den Abschluss des Nachmittags bildete dann immer unser Sharing-Circle und das spätere Abendessen.

Qigong-Session während des Deep Dive
Qigong-Session während des Deep Dive – Foto by Ben Dessard

Nach dem Abendessen gab es Zeit, um noch miteinander zu reden, Bücher zu lesen, sein Tagebuch zu schreiben oder sich schon in sein Zimmer zurückzuziehen. Die Mitbewohner meines Drei-Bett-Zimmers und ich blieben meist bis als Letzte auf und redeten noch mit den anderen Teilnehmern.

Es gibt noch viele Einzelheiten, die ich erzählen könnte, aber dann würde dieser Artikel fast so lang werden, wie die Seiten meines Tagebuches, dass ich während der Zeit geschrieben habe.     

Was ich aus dem Deep Dive herausziehen konnte

Die wichtigsten Erfahrungen in dieser Zeit waren die Ruhe, die nach und nach bei jedem von uns einkehrte, die Intensität, mit der wir das Essen genossen haben, die körperliche Zufriedenheit, die sich nach ein paar Tagen einstellte, aber vor allem, wie die Gruppe nach und nach eine Einheit bildete. Und das nach nur 6 Tagen.

Tauch ab zu deinen Gefühlen - Deep Dive
Nach 6 Tagen eine große Familie – Foto by Ben Dessard

Dazu muss ich sagen, dass die Gruppe sowohl von der Herkunft als auch von der Altersstruktur sehr divers war. Es gab Mitglieder aus Südafrika, Südamerika, Israel, Neuseeland und diversen Ländern Europas wie Lettland, Griechenland, Serbien, Holland, England, Frankreich, Belgien und Deutschland. Und die Altersstruktur ging von Ende zwanzig bis über 60 – wenn man das Baby von Carlotta nicht mitzählt 🙂 – wobei der Hauptteil der Gruppe wohl zwischen 30 und 45 war.  Ein paar waren zufällig über Booking-Portale auf das Retreat gestoßen, während andere schon eine Beziehung zu Amara Valley hatten.

Ich hatte am Anfang das Problem, dass ich mich nicht in die Gruppe eingegliedert fühlte, aber mit jeder Interaktion oder Veranstaltung und besonders auch mit den Sharing-Zirkeln machte ich mich mit den Anderen immer vertrauter. Zum Schluss fühlte es sich wirklich an wie eine große Familie, auch wenn das nach Klischee klingt. Daher war der letzte Sharing-Zirkel auch emotionell sehr intensiv.

Für mich war es ein wunderbares Erlebnis und der Rahmen und die Natur waren perfekt, um eine Detox/Ketose-Diät zu machen, zur Ruhe zu kommen und zu seinen Emotionen abzutauchen.

Das Amara Valley bietet übriges über das Jahr verschiedene Retreats und Seminare an.

Transformation – Selbstverwirklichung und Selbstfindung

Oft wird von Selbstverwirklichung oder Selbstfindung geredet, aber mir gefällt der Ausdruck Transformation besser, denn es beschreibt den Prozess besser. Eine Selbstverwirklichung findet über verschiedene Schritte statt. Es ist nicht eine Idee, ein großer Gedanke, ein großer Schritt und du hast es geschafft. Nein, es sind viele kleine Schritte, manchmal unmerklich kleine Schritte, die dich näher und näher an dein Ziel führen.

Deswegen ist es am Anfang auch so schwierig daran zu glauben, weil man erstmal kaum Änderungen spürt. Es ist dasselbe wie, wenn man ein Instrument oder eine neue Sprache lernt. Zuerst lernt man und lernt man und hat das Gefühl, das es kaum weitergeht, obwohl man so viel Arbeit hineinsteckt. Aber plötzlich, in einem ganz unerwarteten Moment wird man davon überrascht, dass man eine Passage ganz locker spielt, oder dass man einen Satz wie selbstverständlich ausgesprochen hat. Genau so ist es auch bei deinem Weg zur Selbstverwirklichung, zur Selbstfindung, zur Transformation. Weil du dich nämlich nicht von einem Schlag auf den Anderen veränderst, sondern weil diese Veränderungen fast unmerklich stattfinden. Der Vorteil ist allerdings, dass wenn du einen korrekten Weg eingeschlagen hast, die Änderungen irgendwann wie von selbst kommen. Sie sind praktisch ein Resultat der Sachen, die du vorher gemacht hast, ein Geschenk – denn sie kommen dann ohne Anstrengung.

„Der längste Weg beginnt mit dem ersten Schritt“ – und welches ist der erste Schritt?

Und wie es schon tausend weise Leute geschrieben oder ähnlich gesagt haben: „Der längste Weg beginnt mit einem ersten Schritt“ (Konfuzius).

Gut, die Frage ist jetzt: Welches ist der erste Schritt? Und dazu muss ich dir sagen, dass ich glaube, dass es egal ist, egal aber nicht gleich. Wichtig an deinem ersten Schritt ist, dass es ein Schritt ist, der sich um deine Bedürfnisse kümmert, ein Schritt, der auf deine Wünsche oder auf deine Bedürfnisse eingeht. Diese Wünsche oder Bedürfnisse können körperlicher oder emotionaler Art sein oder auch psychischer, oder eine Mischung von Verschiedenen. Es ist aber meist eine Krankheit oder eine Unzufriedenheit, die dich so unglücklich macht, dass du unbedingt etwas ändern willst. Ohne diesen Antrieb wird es sehr schwer sein. Wenn du dich wohlfühlst, hast du keinen Grund dich zu ändern. Warum auch?

Es gibt nicht EINEN richtigen Weg, es gibt viele Wege

Für jeden gibt es verschiedene Wege. Ich kann dir nur von meinem Weg erzählen und ich hoffe, dass meine Beschreibung dir etwas nützt. Doch grundsätzlich kann man sagen, dass es für jeden Grund schon viel Information im Internet gibt. Sei es wie man eine Depression am besten bekämpft, sei es wie man gegen Rückenleiden vorgeht, sei es wie man eine unglückliche Beziehung verbessert oder beendet.

Ich sage nicht, dass es leicht ist. Wahrscheinlich ist der erste „kleine“ Schritt der schwierigste von Allen. Nehmen wir zum Beispiel eine Depression. Was ist das beste Heilmittel gegen Depressionen? Schaff dir eine Routine an. Warum? Wenn du depressiv bist, neigst du dazu alles stehen und liegen zu lassen. Du hast keine Lust mehr aufzustehen, du hast keine Lust mehr Sachen zu machen, du hast keine Lust mehr Freunde zu sehen oder auszugehen.

Beginne mit einer Morgenroutine

Hast du den Willen aus dieser Depression raus zu kommen? Prima, das ist nämlich schon fast das Wichtigste. Also fang mit etwas Leichtem an! Stehe jeden Morgen zu einer Zeit auf, die dir angenehm erscheint – aber immer zur selben Zeit! Und direkt nach dem Aufstehen beginnst du mit einer kleinen, leichten Morgenroutine. Du stehst zum Beispiel auf, gehst zum Bad, wäschst dir das Gesicht, dann trinkst du ein Glas Wasser und danach machst du ein wenig Morgengymnastik. Egal ob Gymnastik, Qigong, Yoga oder Power Training. Ich empfehle natürlich Qigong, weil es dich mit Lebensenergie füllt. Aber jeder Sport bringt dir Lebensenergie und Vitalität – genau das, was dir bei einer Depression fehlt.

Nach und nach versuchst du diese Routine auszubauen, z.B. mit einem gesunden Frühstück. Gesund heißt eine gute Mischung aus Vitaminen, Proteinen, Kohlenhydraten, vielleicht auch etwas was dich anregt wie grüner Tee oder Kaffee. Dieses Frühstück soll auch als Belohnung für deine Anstrengungen funktionieren. Du musst es also so gestalten, dass du wirklich Lust darauf hast. Und wenn ein Donut oder ähnliches dazu gehören muss, damit du dich darauf freust, dann muss er halt dazugehören. Scheiß auf den Zucker.

Verändere dein Gehirn

Wenn du diese Routine nur eine Woche durchhältst, wirst du erste Veränderungen deines Gemütszustandes erkennen. Bis die neuen Verhaltensweisen allerdings wie natürlich in dein Leben integriert werden dauert, es im Schnitt drei Wochen.

  • Neue Entscheidungen führen zu neuen Verhaltensweisen.
  • Neue Verhaltensweisen führen zu neuen Erlebnissen.
  • Neue Erlebnisse führen zu neuen Emotionen.
  • Neue Emotionen lassen den Körper neue Chemikalien produzieren, welche zurück zum Gehirn gefeuert werden und das eingestaubte Neuronen-Netzwerk mal kräftig durchrütteln.
  • Wiederholt man dies, dann bilden sich neue Neuronen-Netzwerke. Mit jeder Wiederholung stärkt man diese neuen Neuronen-Netzwerke und die Alten lösen sich im Gegenzug auf.

Aus dem Artikel: Wie Veränderung funktioniert (einfach + kurz erklärt)

In diesem Artikel findest du noch weitere interessante Informationen und Tricks zu diesem Thema.

OK. Das war ein kurzer Ausflug in die Depression. Bei mir war der Grund mich zu ändern eine Mischung aus körperlichen und psychischen Problemen. Ich habe ein altes Problem mit meinem Magen oder besser gesagt Verdauungssystem. Außerdem hatte ich meine Lebenslust verloren. Man könnte also von Depression reden. Wie ich diese Dinge angegangen bin, erzähle ich dir in meiner Abteilung „Transformation“. Da diese einen zentralen Teil dieses Blogs darstellt, habe ich sie nicht als Beiträge geschrieben, sondern sie fest in das Blog eingebunden.

In diesem Post habe ich mehr über die körperlichen und physischen Effekte von Veränderungen geschrieben, die meistens den ersten (und vielleicht auch den zweiten und dritten) Schritt darstellen. Aber natürlich gibt es noch geistige und seelische Effekte und Veränderungen. Aber dazu kannst du meine Beiträge verfolgen, die mehr auf dieses Thema eingehen.

Ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg und Energie für deinen ersten Schritt. Und falls du ein Feedback haben willst, kannst du mich gerne kontaktieren und ich sage dir meine Meinung.  

Weiter lesen: Transformation – der Weg zum „neuen“ Ich

Bild von Monsterkoi auf Pixabay

Entdeckungsreise ins innere Selbst

Heute schauen wir uns mal das Wort Entdeckung an. Entdeckung wird normalerweise mit der Idee einer Entdeckungsreise oder Forschungsexpedition verbunden. Eine Reise in Ferne Länder und Gebiete, die nie ein Mensch zuvor entdeckt hat.

Dabei kommt das Wort eigentlich von „entdecken“, also ich decke etwas auf. Ich decke etwas auf, dass die ganze Zeit da gewesen ist, aber nicht sichtbar war, weil es unter einer Decke gelegen hat. Uncover – discover, im Englischen dasselbe. Also war der Entdecker von Troja zum Beispiel ein richtiger Entdecker, denn er hat Kappe um Kappe Erdreich abgedeckt um zu etwas zu gelangen, was schon seit langer Zeit dort gewesen ist, aber nicht sichtbar war. Er hat Troja entdeckt.

Und genauso müssen wir unsere Entdeckungsreise ins innere Selbst machen und erleben. Es geht nicht darum etwas zu untersuchen, was wir schon kennen und an uns selbst bemerkt haben. Es geht darum Wege und Methoden zu benutzen, die dich zu Gebieten von dir selbst führen, die du noch nie gesehen hast, die du noch nie entdeckt hast.

Methoden zur Selbst-Entdeckung

Und was sind diese Methoden? Ich gehe davon aus, dass es viele gibt und das jeder Mensch auch seine individuellen Entdeckungsmethoden suchen und versuchen kann. Ich denke auch, das es manchmal mehrere Schritte sein werden um in den Entdeckungsmodus zu kommen und nicht nur einer. Denn man muss sich ganz klar sensibilisieren.

Du wirst überhaupt nichts entdecken, wenn du nicht die Sensibilität hast offen zu sein, um zu finden. Denn im Gegensatz zur Archäologie ist hier der Punkt, das du nicht vorher Indizien zusammenträgst um am geeigneten Ort zu suchen, sondern das dich deine Intuition an den Punkt führen muss, wo die Schätze und Geheimnisse vergraben sind.

Methoden, die schon bei vielen Menschen funktioniert haben, sind zum Beispiel die Meditation, Qigong, war sowie deine Ernährungs– und Lebensweise, Methoden, die ich anwende.

Es wird aber noch eine Menge andere geben und ich werde bestimmt auch noch eine Menge anderer ausprobieren.

Intuition ist der Schlüssel

Was ich aber jetzt schon merke, ist das ich immer sensibler werde und das ist schön zu sehen. Wie bei einem Puzzle oder bei einem Zauberwürfel (Rubiks cube) fügen sich immer mehr Ideen und Gedanken, aber auch Intuitionen zusammen und werden zu einem immer einheitlicheren und logischen Bild.

Auch Momente, die ich vorher nicht verstanden habe, oder vielleicht sogar als etwas Negatives interpretiert habe, bekommen auf einmal einen vollkommen anderen Zusammenhang und werden als etwas Positives verständlich. 

Bilder und Momente können manchmal sehr Klischeehaft sein, weil wir sie tausendmal im Fernsehen gesehen habe, zum Beispiel „der letzte Abschied“, bei dem man als Zuschauer immer genau weiß, dass sich diese Personen nie mehr wiedersehen werden, obwohl es ein alltäglicher Abschied zu sein scheint. Oder der alte Polizist, der von seiner Rente spricht und man weiß schon hundertprozentig das er sterben wird.

Diese Bilder und Momente habe auch ich manchmal und habe dann schon Angst, das klischeehaft, wie im Film, schreckliche Dinge passieren werden. Und auf einmal sehe ich, dass diese Bilder eine ganz andere Bedeutung hatten.

Das ist das schöne an Entdeckungsreisen ins innere Selbst – du erkennst Dinge, die du eben noch nicht gewusst hast und über die du vorher auch gar nicht nachgedacht hast. Und ist das nicht genau der Kick beim Entdecken? 

Aber für dieses Entdecken, um etwas wirklich Neues und Unbekanntes zu entdecken, musst du wie gesagt offen und sensibel sein, denn nur deine Intuition kann dich dorthin führen. Und wie ich an anderer Stelle schon gesagt habe, die Intuition ist eine ganz leise Stimme, ein ganz leises und unaufdringliches Gefühl. Manchmal musst du nur einen Weg gehen, obwohl du nicht weißt, warum du jetzt diesen Weg gehst. Nur dann wirst du zu Stellen und Punkten kommen, die du vorher noch nie entdeckt hattest.

Sei offen, neugierig, mutig und intuitiv

Ach ja, und Mut braucht du manchmal auch dazu. Mut und Vertrauen. Mut das dich deine Intuition richtig führt und Vertrauen, wenn du dich manchmal in Situationen befindest, die sich vollkommen falsch anfühlen. Wenn dein Weg, der dich Schritt für Schritt dorthin geführt hat, dich genau an diesen Punkt gebracht hat, dann ist dieser Punkt auch in diesem Moment richtig und wichtig für dich. Denn hinter diesem Punkt gibt es wahrscheinlich Sachen zu entdecken, an die du vorher nicht einmal gedacht hast.

Also sei offen, neugierig, mutig und intuitiv – und habe Vertrauen, dass die Entdeckungsreise dich an interessante Ziele führen wird.

Zitate zum Thema