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Kann man persönliches Glück messen?

Kann man persönliches Glück messen? Und wird man durch Transformation glücklicher? Ich schreibe in meinem Blog viel von der Transformation. Aber was ist das eigentlich genau und wie beeinflusst es meinen persönlichen Glückszustand?

Transformation ist die Entwicklung von deinem jetzigen Ich zu einem Ich, was dir mehr Freude bereitet, ein Ich, dass weniger leidet, glücklicher ist und mehr daran arbeitet seine wirklichen Bedürfnisse und Träume zu befriedigen.

Aber was sind deine wirklichen Bedürfnisse und Träume? Das typische schnelle Auto? Das Häuschen im Grünen? Die Reisen in ferne Länder? Alles das sind im Kern materialistische Träume. Diese Träume können kurzfristig zu einem glücklicheren Leben führen, aber meistens nicht langfristig, wie es schon viele Studien aus der Glücksforschung gezeigt haben.

Siehe: Kontemplaktion (blog), SKL-Glücksatlas, National Geographic, Wikipedia, Glücksforschung.de

Was macht also dann glücklich und wie kann ich zu einem glücklicheren Menschen werden?

Zum ersten Punkt gibt es eine „Glücksformel“, die von den meisten führenden Glücksforschern anerkannt ist.

Glücksformel:

    Zufriedenheit mit dem Leben im Ganzen
+  Zufriedenheit mit den persönlich wichtigsten Lebensbereichen
 +  Häufigkeit der angenehmen Gemütszustände
— Häufigkeit der unangenehmen Gemütszustände
= Glück und Wohlbefinden

Glücksformel: Zufriedenheit mit dem Leben im Ganzen

Es ist bewiesen, dass Zufriedenheit unter anderem auch genetisch bedingt ist. Es gibt Menschen, denen es einfach leichter fällt, glücklich und zufrieden zu sein, als andere. Aber Zufriedenheit ist natürlich nicht nur genetisch, was auch u.a. in der Zwillingsforschung bewiesen wurde.

Das heißt, es hängt auch davon ab, wie wir das Leben sehen und ob wir uns mehr auf positive oder negative Dinge fokussieren. Es hängt auch davon ab, ob wir mehr Positives tun oder nicht. Wenn wir andere Menschen positiver behandeln oder uns mit Dingen beschäftigen, die andere Menschen glücklicher machen, so werden auch wir automatisch glücklicher. Das kann Coaching sein, Therapie, Lehrer für Meditation, Yoga, Qigong, Sport oder auch die Arbeit in wohltätigen Organisationen oder Vereinen. Alles, wo wir helfen, dass andere Menschen sich besser fühlen.

Insgesamt sind positive zwischenmenschliche Beziehungen ein Hauptfaktor für ein nachhaltig glückliches Leben, wie es eine Langzeitstudie der Harvard-Universität zeigt, die jetzt über 85 Jahre läuft. (Hier erklärt Robert Waldinger, der derzeitige Leiter der Studie, die Ergebnisse in einem TED-Video.)

Robert Waldinger: What makes a good life?

Auch Dankbarkeit ist ein wichtiges Element, um mit dem Leben im Ganzen zufriedener zu sein. Um diese Faktoren zu lernen oder zu trainieren, gibt es eine Menge Tipps im Internet.

Glücksformel: Zufriedenheit mit den persönlich wichtigsten Lebensbereichen

Hier kommen wir meiner Meinung nach zu einem essenziellen Punkt. Wenn es nämlich eine große Diskrepanz gibt zwischen dem, was dir wichtig ist und dem, wie du deine augenblickliche Situation siehst oder empfindest, ist es logisch, dass man mit dem Leben im Ganzen nicht zufrieden sein kann.

Denn Glück ist nachgewiesen subjektiv und hängt mit der Diskrepanz zwischen deinen Erwartungen und der Realität ab. Einfaches Beispiel: wenn du einen Fiat geschenkt bekommst, aber einen Ferrari erwartet hattest, wirst du enttäuschst und nicht glücklich sein. Hattest du dir aber einen Fiat gewünscht, wirst du dich freuen und glücklich sein.

Das Gleiche gilt für deine Lebensbereiche. Wenn du dir in deinem Leben große Freiheit wünschst, in deinem realen Leben aber durch vielfache Obligationen und Verantwortungen eingeschränkt bist, sei es Arbeit, Familie, soziale Aktivitäten oder anderes, dann wird es dir schwerfallen, dich in diesem Lebensbereich zufrieden zu fühlen.

Das heißt, je mehr die ideale Vorstellung von deinen Lebensbereichen mit deinem wirklichen Leben übereinstimmt, desto zufriedener und glücklicher bist du. Und genau das kann man mit Transformation erreichen!

Indem man versucht, den Erwartungen, die man von seinen wichtigen Lebensbereichen hat, möglichst nahezukommen.

Aber welche Lebensbereiche sind das?

Zu diesem Thema gibt es einen, meiner Meinung nach, gelungenen Test von Norman Brenner auf seiner Seite „vernünftig Leben“. Er zählt in diesem Test folgende Lebensbereiche oder Zustände auf, die für das Leben generell wichtig sind: Freiheit, Spontanität, Leichtigkeit, Echtheit, Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung, Gelassenheit, Spiritualität, Gesundheit, Ordnung, Sicherheit, Ruhe, Ernsthaftigkeit, Geborgenheit/Nähe, Gemeinschaft, soziales Ansehen, Anerkennung, Erleben, Genuss, Kreativität.

Warum kommt nicht Wohlstand oder Reichtum/Besitz darin vor? Weil Norman Brenner es in die Wünsche zerlegt, die dahinter liegen, z.B. soziales Ansehen oder Genuss oder Sicherheit.

Der Test ist kostenlos und registrierungsfrei, kann also ohne Verpflichtungen durchgeführt werden. Mann sollte sich dafür allerdings mindestens 10 Minuten, am besten mehr Zeit dafür nehmen. Dieser Test besteht aus zwei Teilen und ist sehr clever aufgebaut, denn man erkennt bei vielen Fragen, gerade im zweiten Teil, nicht direkt, auf welche oben genannten Faktoren er anspielt.

Der erste Teil des Tests erfragt deine Erwartungshaltung, d.h. welche Faktoren für dich in deinem Leben besonders wichtig sind. Der zweite Teil befragt dann deine aktuelle Situation und wie du dich dabei fühlst. Für jede Frage gibt es auch noch eine nähere Erklärung, falls dir ihre Bedeutung nicht immer ganz klar ist.

Als Ergebnis bekommst du dann eine Grafik sowie zu jedem Punkt eine Erläuterung, anfangend bei den Punkten mit der größten Abweichung, bis zu den Punkten mit kleineren Abweichungen. Bei meinem ersten Test am 12.11.21 kam dabei diese Grafik heraus, also ungefähr ein Jahr nachdem ich mit dem Blog angefangen hatte.

2021

Kann man persönliche Transformation messen? Lebenszufriedenheitstest 2021

Wie du siehst, ist ein großer Teil der Fläche, wie ich leben will, nicht abgedeckt von dem Teil, wie ich mein Leben damals führte. Meine Abdeckung lag bei 73 % und das Fazit, dass es größere Widersprüche gibt, zwischen dem Leben, das ich führe und dem Leben, das ich mir wünsche.

Diese Grafiken können natürlich bei jedem vollkommen unterschiedlich aussehen, da dir in deinem Leben vielleicht andere Faktoren wichtige sind, als mir in meinem. Aber das Wichtige sind nicht die Faktoren an sich, sondern der Grad der Abdeckung.

Vor zwei Jahren bin ich wieder über den Test gestolpert und habe ihn noch einmal gemacht. Dabei wurde ich dann positiv überrascht. Jetzt sah meine Grafik nämlich so aus:

2023

Kann man persönliche Transformation messen? Lebenszufriedenheitstest 2023

Eine Abdeckung von 85 % mit dem Fazit:

Das Leben, das du führst, ist nicht weit entfernt von dem Leben, das du dir wünschst.

Und jetzt, ziemlich genau zwei Jahre später, bin ich wieder über diesen Artikel gestolpert und habe gemerkt, dass ich ihn immer noch ziemlich gut und aktuell finde. Also habe ich wieder den Test gemacht.

2025

Eine Abdeckung von 94 % mit dem Fazit:

Glückwunsch! Du führst überwiegend genau das Leben, das du führen willst!

Also sieht es stark danach aus, dass die Dinge, die ich in meinem Leben verändert oder hinzugefügt habe, sich positiv auf meine Gesamtsituation ausgewirkt haben.

Es geht darum, dein Leben nach und nach, Schritt für Schritt, an deine Wünsche und Vorstellungen anzupassen. Willst du z.B. mehr Freiheit? Dann musst du deine Lebensumstände so anpassen, dass du dich aus festen, begrenzenden Strukturen löst, um dich freier zu fühlen. Das muss nicht bedeuten, dass du sofort deine Arbeit, deinen Partner oder das Land verlassen musst. Aber vielleicht gibt es die Möglichkeit, deine Arbeit anders zu gestalten. Ich zum Beispiel, arbeite jetzt nicht mehr für Sprachschulen mit ihren festgelegten Stunden- und Ferienzeiten, sondern arbeite nur noch autonom und meistens per Zoom von zu Hause. Dadurch habe ich wesentlich mehr Flexibilität erreicht und kann auch von anderen Orten oder anderen Ländern aus arbeiten.

Zum Beispiel letztes Jahr von Marokko aus und dieses Jahr war ich im März einen ganzen Monat in Thailand. Außerdem konnte ich mit meinen anderen Aktivitäten (Musik, Qigong) dieses Jahr auf mehreren Festivals (Holos Ecstatic Dance Festival ES, New Healing Festival DE) arbeiten, im August bei einem Retreat als Lehrer mitwirken und als Musiker mit meiner Band mehrere Konzerte in Deutschland spielen.

So kann man sich dann Punkt für Punkt anschauen und Wege zur Verbesserung finden. Bei mir hat das regelmäßige Meditieren, meine Diät, meine Qigong-Aktivitäten, mein Lesen von spirituellen Büchern, mein Shift bei der Arbeit und auch das Fahrradfahren dazu beigetragen, meine Situation zu verändern. Aber auch meine musikalischen Aktivitäten und in letzter Zeit meine Begeisterung für das Tanzen tragen sicherlich dazu bei.

Es kann aber auch passieren, dass sich die Wünsche und Erwartungen ändern und sich dadurch mehr deiner aktuellen Situation anpassen. Zum Beispiel dadurch, dass durch deine persönliche Änderung andere Dinge, wie zum Beispiel Sicherheit nicht mehr so wichtig für dich sind. Bei mir ist das Thema Sicherheit ganz verschwunden, aber meine gefühlte Sicherheit hat sich erhöht.

Das Thema Echtheit, das bei mir 2023 noch eine große Diskrepanz darstellte, wurde in der Erläuterung auch von der Seite her beleuchtet, ob ich in diesem Bereich nicht „zu streng“ mit mir umgehe, das heißt, dass meine Erwartungen von Echtheit vielleicht über das „gesunde“ Maß an Echtheit hinausgehen, das man in unserer Gesellschaft erwarten kann. Wie zum Beispiel, ob eine Notlüge schon als großer Bruch von Echtheit empfunden wird. Und ich weiß, dass ich in diesem Bereich sehr empfindlich bin :-). Aber auch dieser Bereich scheint sich jetzt angenähert zu haben.

Man sieht also, dass sich mit diesem Test wirklich Veränderungen zeigen lassen. Natürlich ist auch dieser Test subjektiv und kann, je nach Verfassung, vielleicht eine Woche später schon wieder etwas anders ausfallen. Aber in größeren Abständen halte ich ihn schon für aussagekräftig.

Glücksformel:

+  Häufigkeit der angenehmen Gemütszustände

— Häufigkeit der unangenehmen Gemütszustände

Dieser Punkt wird wieder durch alles beeinflusst, was ich vorher beschrieben hatte, aber hier kommen auch direkte Einflüsse wie der Biorhythmus, das Wetter, Probleme oder sonstige alltägliche Begebenheiten hinzu, die nicht immer durch unsere (positive) Einstellung verändert werden können. Das Wetter ja – warum muss ein Regentag ein schlechter Tag sein? Probleme bei der Arbeit? Daran kann man wachsen. Aber der Tod eines Freundes oder Familienangehörigen ist dann zum Beispiel schon ein anderes Thema.

Aber auch hier sehen wir, dass wir mit unserer positiven Einstellung eine Menge verändern und so die gesamte Formel immer weiter Richtung Glück und Zufriedenheit bewegen können.

Das ist der Vorteil einer kontinuierlichen Transformation, auch wenn sie nur Schritt für Schritt passiert. Und meine Transformation ist noch lange nicht zu Ende.