Selbstmotivation – Schritt für Schritt aus dem Nebel – aber wie? Ich bin in einer Phase, in der ich wieder an allem zweifele. Und es fällt mir immer noch sehr schwer, diese Phasen einfach zu akzeptieren, als Phasen, die genauso dazu gehören, genauso wie die Phasen, in denen du hoch motiviert bist.
Es sind die Phasen, in denen du versuchen musst wieder auf den Grund zu kommen. Du musst wieder festen Boden unter den Füßen bekommen und merken, dass da eine solide Basis ist.
Du musst wieder anfangen, die Schönheit jedes Tages und jedes Moments zu erkennen. Und seine Unwiederbringlichkeit.
Du musst wieder anfangen innerlich zu lächeln, obwohl du dich in diesem Moment gar nicht so fühlst.
Du musst deinen Weg weitergehen, obwohl ein Nebel dir gerade die Sicht versperrt. Aber innerlich weißt du ja, in welche Richtung es weitergeht. Manchmal braucht es auch wieder Anstöße von Außen, so wie es mir passiert ist.
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben?
Ich hatte meinen Plan mit der Afrika-Reise auf unbestimmte Zeit verschoben, da es durch familiäre Probleme unmöglich war die Reise, wie geplant, im Herbst durchzuführen.
Und ich bekam immer schlechtere Laune. Bis ich merkte, dass ich schon anfing anderen „die Schuld“ für das Versagen meines Planes in die Schuhe zu schieben, was meine Laune natürlich nicht verbesserte, sondern mich zum Opfer machte.
In diesem Moment habe ich bei einer Party eine außergewöhnliche Frau kennengelernt. Erst fiel sie mir nur auf, weil sie sehr eigene und unangepasste Ideen hatte. Sie erzählte, dass sie, wenn sie pensioniert würde, sich einen Camper kaufen wollte und alle ihre „stabilen“ Zelte, Wohnung etc. aufgeben wollte und nur noch mit dem Camper reisen will. Heute hier, morgen dort. So wie im Film Nomadland, den ich gerade gesehen hatte.
Ich dachte, dass sie vielleicht keine großen finanziellen Mittel hat und sich deshalb auf so ein Lowcost-Rentnerleben einstellen will. Das war es aber nicht. Sie wird als Beamtin eine gute Rente haben.
Umgebungen, die guttun
Dann erzählte sie, da jemand anderes anfing von den psychologischen Problemen seines Sohnes zu reden und wie schwer es ist, damit umzugehen, von ihren eigenen Erfahrungen mit ihrem Sohn. Er hatte auch erhebliche Probleme in der Kindheit und wurde mit Psychopharmaka behandelt. Das machte sie so lange mit, bis sie merkte, dass sie selbst eigentlich gar keine Probleme mit ihrem Sohn hatte, sondern nur in den Momenten, wo sie versuchte ihren Sohn der Gesellschaft anzupassen. In diesem Moment machte sie eine Kehrtwendung, kämpfte dafür, dass die Medikamente abgesetzt wurden und suchte nach Umgebungen, die für ihren Sohn geeignet waren und ihm guttaten. Und die Symptome ihres Sohnes verbesserten sich erheblich.
Mit dieser Geschichte hatte sie nun endgültig meine Aufmerksamkeit erreicht.
Entscheidungen, die wehtun können
Sie war eine absolute Vertreterin der Meinung, das nur du selbst für deine Situation verantwortlich bist und keiner sonst. Und dass es immer eine Möglichkeit gibt, die Situation zu verändern, wenn es sein muss. Manchmal können das natürlich radikale Entscheidungen sein, Entscheidungen die wehtun, dir selbst, aber vielleicht auch anderen. Aber alles ist besser als eine Situation, in der man unglücklich ist, zu ertragen und einfach weiterlaufen zu lassen.
Und damit führte sie mir eigentlich nur wieder vor Augen, was ich selbst denke, aber durch die Situation, in der ich mich befand, vergessen hatte. Ich hatte den familiären Problemen die Kontrolle über mich gegeben.
Sie zog mir wirklich den Schleier vor den Augen weg und mir wurde klar, dass ich den Plan nicht einfach auf unbefristete Zeit liegen lassen kann. Ich musste einen neuen Plan fassen, einen neuen Zeitpunkt festlegen. Selbst falls dieser Zeitpunkt auch wieder verschoben werden muss.
Neue Ziele, neue Herausforderungen
Aber jetzt gibt einen neuen Zielpunkt, Frühjahr 2022, und es gibt noch viel für die Reise zu klären und zu erforschen. Mit welchem Fahrrad fahre ich? Mountainbike oder lieber doch E-Bike? Beides hat seine Vor- und Nachteile. Aber ich muss es entscheiden, da ich mir ein Modell aussuchen muss, das dann für die Reise zurechtgemacht werden muss.
Welche Strecke will ich genau fahren? Durch das Inland von Spanien, was mich eigentlich mehr interessiert, aber auch anstrengender sein wird, oder den Euro-Velo 8, der immer an der Küste entlang geht. Und in Marokko? Der interessantere, aber auch wesentlich anstrengendere Weg nach Marrakesch geht über den Atlas. Mit Mountainbike und ich sag mal 30 Kg Gepäck?
Es gibt also noch viel zu tun und zu recherchieren. Und da ich mir einen neuen Zielpunkt gesetzt habe, muss ich mich auch allmählich darum kümmern.
Also, trotz der Zweifel – geh deinen Weg, Schritt für Schritt!
»Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch schneller als der, der ohne Ziel herumirrt«
Gotthold Ephraim Lessing