Vipassana Meditation – kann man Buddha körperlich erleben? Aber die Frage wäre eigentlich mehr – kann man die Lehren Buddhas, den Dhamma oder Dharma, körperlich erleben?
In den letzten zwei Wochen habe ich einen 10-tägigen Vipassana Kurs in einem Meditationszentrum in der Nähe von Barcelona, nahe dem Naturpark Montseny gemacht, um genau zu sein, in Santa Maria de Palautordera. Die Vipassana-Methode ist eine Meditation, die von S.N. Goenka weltweit bekannt gemacht wurde und unter dem Dach des Vipassana Research Institutes gelehrt wird. Für diese aus Burma (jetzt Myanmar) stammende Methode gibt es aktuell weltweit Kurse in 255 Meditationszentren über alle Kontinente verteilt.
Die Vipassana Meditation basiert auf der reinen Lehre Buddhas und ist mit keiner religiösen Richtung verbunden.
Dies ist die Interpretation von S.N. Goenka, der die Lehren Buddhas als neutral und nicht religionsgebunden sah. Daher sind die Zentren praktisch die ersten, nicht religiösen „Klöster“, in denen man, unabhängig jeder Religion oder Weltanschauung, mehrtägige oder mehrwöchige Meditationskurse abhalten kann, vollkommen abgeschlossen von der Außenwelt.
Und das umsonst! Denn die Kurse kosten kein Geld. Nach Absolvierung eines mindestens 10-tägigen Kurses darf man spenden, vorher nicht. Also, auch wenn man den 10-tägigen Kurs vorher abbricht, darf man nicht spenden. Nachher kann jeder so viel geben, wie er möchte und seinen finanziellen Fähigkeiten entsprechend. Aber es ist kein Muss.
Und was bekommt man gratis?
Zuerst natürlich einmal den Kurs für das Erlernen der Vipassana Meditationstechnik. Aber auch Kost und Logis. Die Unterbringung ist einfach und die Verköstigung rein vegetarisch, aber zumindest im Zentrum Dhamma Neru, in der Nähe von Barcelona, in dem ich gewesen bin, war das Essen sehr frisch und schmackhaft. Die Unterbringung in diesem Zentrum ist zurzeit nur in Gemeinschaftsräumen, getrennt nach Geschlecht, möglich. In manchen anderen Zentren gibt es aber auch Einzel-Unterbringung.
Was in allen Zentren gleich ist, ist die strikte Trennung nach Geschlechtern. Nur bei der Meditation selbst meditiert man gemeinsam.
Was ist also das Besondere an der Vipassana Meditation?
Vipassana ist eine Methode, in der man lernt seine ganze Konzentration auf den eigenen Körper zu zentrieren, nicht nur auf die Atmung, wie bei vielen anderen Meditationen. Laut S.N. Goenka soll dies eine Methode sein, die Buddha selbst benutzt hat, die also über 2500 Jahre alt ist und aus Indien stammt und über den Umweg nach Burma (Myanmar) überlebt hat.
Die Theorie, die dahintersteckt ist, dass sich jedes Trauma (Sankharas) und alles Leid, das wir in unserem Leben erfahren, auch auf einer körperlichen Ebene manifestiert und auf subatomarer Ebene energetische Knoten in unserem körperlichen Energiefluss herstellt. Durch diese Knoten werden dann auch körperliche Leiden oder Beschwerden produziert. Während der totalen Konzentration auf den eigenen Körper, durch die mehrstündige Meditation, fängt man an die Energieflüsse, die durch den Körper gehen, körperlich zu spüren. Es fühlt sich an wie ein Pulsieren oder ein elektrischer Strom. Und man fängt auch an zu spüren, an welchen Stellen Blockaden bestehen, da man merkt, dass dort die Energie nicht fließt. Durch das ständige Wiederholen, das fortwährende „scannen“ seines Körpers, kann man es letztendlich erreichen, dass Blockaden aufgelöst werden.
Und damit sollen letztendlich auch die Traumas und das Leid, das man dort abgespeichert hatte, aufgelöst werden. Also ist es gleichzeitig sozusagen eine Psychotherapie auf körperlicher Ebene.
Kann die Vipassana Meditation körperliche Beschwerden heilen?
Ich denke ja. S.N. Goenka selbst hat durch diese Meditation seine schwere Migräne heilen können, die so stark war, dass er sie nur noch unter Morphium ertragen konnte. Ich selbst habe während dieses Kurses eine Blockade in meinem Unterbauch auflösen können, die ich schon seit Ewigkeiten mit mir herumgetragen habe. Dies war ein sehr intensives und überraschendes Erlebnis.
Und was hat das jetzt mit Buddha zu tun? Anicca – alles ändert sich
Laut den Lehrern dieser Methode soll man eines der Grundprinzipien Buddhas körperlich erfahren, nämlich „Anicca“ (sprich Anitscha), das Pali-Wort für „alles ändert sich“.
Buddha lehrte, dass das ganze Leben und das ganze Universum, einer fortwährenden Änderung unterzogen ist, und dass das Leid der Menschen dadurch begründet ist, dass sie immer versuchen, sich an bestimmten, meist positiven Umständen festzuhalten, sich aber auch an negativen Umständen, etwa Trauer oder Enttäuschung, festhalten. Dadurch entsteht das menschliche Leid.
Durch die Meditation soll man nun am eigenen Körper spüren, dass sich auch der Zustand des Körpers in einem ständigen Wandel befindet und dadurch Gleichmut erlangen. Man lernt sich nicht an gegenwärtigen Umständen festzuhalten, sondern den ständigen Wandel zu akzeptieren. Man hat zum Beispiel während der Meditation Schmerzen, aber man kann lernen, sich nicht auf die Schmerzen zu konzentrieren, die sich dann auch meistens wieder von selbst auflösen. Genauso kann es mit stärkeren Blockaden funktionieren, wie ich und auch einige andere Teilnehmer des Kurses, selbst erlebt haben.
Eine Folgenreiche Erfahrung
Der 10-tägige Kurs ist nicht einfach, denn es bedeutet wirklich eine große Kraftanstrengung und Disziplin über 10 Stunden am Tag zu meditieren. Aber es ist möglich, wenn es einen grundsätzlich interessiert. Rein körperlich ist es auch für ältere Menschen machbar. Ich habe etwa einen großen Teil der Zeit sitzend auf einem Stuhl meditiert.
Und ich muss sagen, dass es für mich definitiv ein davor und danach gibt. Es ist kein Wunder geschehen, aber ich habe einen ersten Schritt in der Auflösung starker Blockaden gemacht. Auch für mein Leben haben sich einige Dinge geklärt. Außerdem finde ich, dass die Vipassana Meditation eine ideale Ergänzung meines Qigong ist, da es auch letztendlich eine Arbeit mit den Energien des Körpers ist. Ich kann daher diese Erfahrung von Herzen empfehlen.