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Gibt es positives Leiden?

Um wirklich positiv zu sein, darf man niemals leiden, oder? Das würde bedeuten, das man Leiden gar nicht zulassen soll. Oder gibt es positives Leiden?

Also, was soll man machen, wenn man in einer Situation steckt, die nun mal Leiden impliziert, z.B. wenn eine geliebte Person gestorben ist oder wenn sich einer deiner Lieben in einer schlechten Situation befindet, und du Mitleid hast. Was macht man dann mit der Trauer und dem Leid? Denken: „Morgen wird alles besser“ oder „Alles passiert aus einem guten Grund“?

Leiden ist ein Teil des Lebens

Ich denke, dass Leid genauso Teil unseres Lebens ist wie Freude und ich denke sogar, dass man, je mehr man sich gegen das Leid abschottet, desto mehr wird auch die Freude minimiert. Denn Filter oder Schutzschilde wirken immer in beide Richtungen. Wenn nichts Negatives hereinkommen soll wird es auch das Positive schwer haben, mit vollem Umfang bei dir anzukommen.
Also ist auch das Leiden wichtig, wenn es dafür einen echten Grund gibt. Was aber auch wichtig ist, in dieser Situation, ist das Leiden zu erforschen. Wo trifft es dich genau? Wo sitzt deine Trauer und dein Leid? Womit ist es verknüpft? Wie drückt es sich aus?

Oft kann sich dein Leiden zum Beispiel durch schlechte Laune ausdrücken. Schlechte Laune, bei der du gar nicht genau weißt, woher sie kommt. Und vielleicht kommt sie genau aus einem inneren Leid, etwas was dir weh getan hat oder etwas was dir zurzeit weh tut, es dir aber gar nicht bewusst geworden ist. Und unter dieser schlechten Laune müssen dann wiederum andere in deinem Umfeld leiden.

Durch das Leid seelisch reifen

Das Wichtige beim Leid ist also zu erkennen, woher es kommt, es zu fühlen und anzunehmen, positiv anzunehmen, denn es ist zurzeit ein Teil deines Lebens und es wird dir auch helfen seelisch zu reifen und stärker zu werden.

Wenn du das schaffst, wird dein Leiden weicher, fließender. Du kannst es besser annehmen, du kannst über dein Leid oder über deinen Verlust weinen und dich deinen Emotionen hingeben.

Das Leben ist eine Achterbahn. Es gibt immer Aufs und Abs. Und wenn du das nicht zulässt, werden deine Emotionen auf eine mittlere Schiene nivelliert, die weder besondere Glücksgefühle noch besondere Trauer und Leid zulassen. Dann bewegst du dich in einem mittelmäßigen Leben.

Damit es voll empfundene Freude gibt, muss es also auch voll empfundenes Leiden geben. Das ist das Yin und Yang des Lebens.

Leiden = negative Gedanken?

Und was ist mit den schlechten Gedanken, die oft mit einem Leid zusammenhängen? Hier gilt es natürlich aufzupassen. Da du leidest und dich in einer schwachen Position befindest, haben es negative Gedanken leichter zu dir durchzudringen. Aber eigentlich geht es hier ja gar nicht um Gedanken, sondern um Gefühle. Leiden, Mitleiden und Trauer sind Gefühle und diese Gefühle sollst du auch annehmen. Die negativen Gedanken nutzen aber diese „Schwächesituation“ aus, um dich zu beeinflussen. „So wird das jetzt immer weitergehen“, „dieses Leiden wird niemals aufhören“, „du bist ein schwacher Mensch“ etc.

Und hier helfen dir deine Routinen, die du auch ständig pflegen solltest. Deine Meditation, dein Qigong, deine Atemübungen, dein Sport, alles was dich wieder auf andere Gedanken bringt. Auch um das Leiden zu empfinden brauchst du die innere Leere und durch die Leere vertreibst du genauso die negativen Gedanken.

Nur weil du schwach bist, lass dich nicht durch negative Gedanken oder Ängste beeinflussen. Atme tief durch, denke an das Positive, denke an deinen Weg und lass die negativen Gedanken verdunsten.

So kannst du positiv leiden.

Bild von Khusen Rustamov auf Pixabay