Ja, ich bin manchmal neidisch. Vielleicht besonders jetzt, da ich in Berlin bin und ich hier nicht habe, was ich in Spanien habe. Hier schlafe ich zur Zeit auf einer Matratze auf dem Boden, nicht besonders bequem. Und wenn ich hier in diesem wohlbürgerlichen Viertel spazieren gehe, sehe ich die schönen Wohn- und Einfamilienhäuser und denke warum ich nicht so ein Haus habe, warum ich nicht in einem bequemen Bett schlafe. Warum habe ich nicht genug gearbeitet oder war nicht erfolgreich genug um mir so ein Haus leisten zu können? (Dabei will ich noch nicht mal in Deutschland wohnen 🙂 Warum muss ich hier zu Fuß (durch diese wunderschönen herbstlichen) Strassen laufen, während andere mit ihrem dicken Mercedes an mir vorbeifahren. Neid was ist das? Was macht das mit mir? Das ist doch absurd.
Aber der Stachel ist da und sticht
Warum kann ich nicht den Luxus haben den einige haben. Warum kann ich mir hier in Berlin nicht ein tolles, bequemes Apartment mieten und mich immer mit dem Taxi herumfahren lassen?
Es nützt mit auch nicht viel, das ich mir sage, das ich dann nicht diesen schönen und gesunden Spaziergang zum einkaufen gemacht hätte oder das hart schlafen auch gesund ist. Und dabei fehlt mir eigentlich nichts. Meine Basisbedürfnisse sind vollkommen gestillt und ich habe einen warmen, trockenen und akzeptablen Platz, wo ich wohne.
Also, woher kommt der Neid?
Zu dem Thema habe ich gerade ein Video von Iona von der Werth (siehe Link unten) gesehen, in dem sie ein Plädoyer für den Neid spricht. Aber sie spricht dort von dem „positiven“ Neid, einem Gefühl, dass das Schöne beim Anderen erkennt und es auch für sich wünscht. Aber dieses Gefühl hat nichts Negatives, nichts Missgönnendes. Dieses Gefühl sagt: „Ich finde es toll was du hast. Ich wünschte mir ich könnte auch so etwas schönes haben, so etwas schönes erleben, so etwas schönes sein“.
Aber das bedeutet auch auf der anderen Seite, und darauf hat mich meine Tochter einmal hingewiesen, das man selbst bereit sein muss diese schönen Dinge auch für sich zu akzeptieren, obwohl andere Menschen sie vielleicht nicht haben. Man muss selbst offen sein in Fülle zu leben, bevor man Fülle erleben kann. Egal ob es sich jetzt um seelische oder materielle Fülle handelt.
Und diese Fülle gönnt man sich vielleicht aus verschiedenen Gründen nicht. Es kann sein, dass du dich selbst nicht für wertvoll genug hältst, das du diese Fülle nicht verdienst, oder es kann auch sein, dass du aus ideologischen Gründen Fülle ablehnst, weil Fülle Luxus bedeutet und es so viele Menschen auf dieser Welt gibt, die weit von Fülle und Luxus entfernt sind.
Aber diese innerliche Verweigerung oder Ablehnung kann dazu führen das dein Neid zu einem „missgünstigen“ Neid wird. Da du es dir selbst nicht gönnst, willst du es auch keinem anderen gönnen, findest du die Welt ungerecht, weil einige das haben, was du haben willst, aber du es vermeintlicherweise nicht haben kannst.
Öffne dich also deinen Wünschen, deinem Neid
Sei positiv damit, sprich es aus. Es ist ein innerliches Sehnen nach einer Eigenschaft oder auch einer Sache, die du gerne haben möchtest. Und nur wenn du dir diesen Wunsch zugestehst und nicht in den Keller verbannst, wo er zu Missgunst wird, nur dann kannst du diesen Wunsch vielleicht auch irgendwann einmal erfüllen – oder besser gesagt – nur dann hat die Erfüllung dieses Wunsches die Möglichkeit zu dir zu kommen.
Empfohlener Link:
Iona von der Werth – Ein Plädoyer für den Neid