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Ecstatic Dance – Tanzen und Baden in schönen Gefühlen

Ecstatic Dance (Tanzen und Baden in schönen Gefühlen) habe ich vor ein paar Jahren durch meine Tochter kennengelernt. Sie war gerade mal zu Besuch bei uns und fragte, ob wir mit ihr zu einem Ecstatic Dance Event mit Albert Pala (einem der Pioniere des Ecstatic Dance in Barcelona) mitten in der Natur gehen wollten. Und da ich sehr gerne tanze und meistens neugierig bin, sind wir als Familie dorthin gegangen. Und es war eine ausgezeichnete Entscheidung, denn seitdem bin ich ein absoluter Fan und tanze, wenn möglich, mindestens einmal pro Woche. (Siehe auch „Silent Disco„) Tanzen ist, neben Qigong, eine der besten Körpertherapien für mich.

Aber was ist eigentlich Ecstatic Dance?

Ecstatic Dance wurde 2001 von einem DJ in einem Retreat-Center in Hawaii entwickelt. Er war gerade vom Burning Man Festival zurückgekehrt und hatte sich dort in die elektronische Musik verliebt. So verband er das „Conscious Dance Movement“ (Achtsamkeits-Tanzbewegung) mit einer Mischung aus ethnischen und elektronischen Musikeinflüssen.

Man kann sich eine Ecstatic Dance Session wie eine Reise durch verschiedene Musikrichtungen und Stimmungen vorstellen, auf der die Tänzer*innen vom DJ mitgenommen und begleitet werden. Es handelt sich um einen freien Tanz, das heißt, jede*r Tänzer*in bewegt sich so wie er*sie möchte und wie er*sie sich in diesem Augenblick fühlt. Das kann dann in den 2 bis 2 1/2 Stunden Reise, die so eine Session normalerweise dauert, auch durchaus zu ekstatischen Momenten führen. Es gibt ein paar klare Regeln: keine Drogen und kein Alkohol; während des Tanzens wird nicht geredet; die Freiheit des anderen muss absolut respektiert werden.

Was bewirkt Ecstatic Dance?

Ecstatic Dance bringt dich dazu, dich zu verlieren, dich nur auf den Tanz einzulassen. Dein Körper fängt an, dich auf eine Reise mitzunehmen. Wenn du es zulässt, dass sich dein Körper so bewegt, wie er will, kannst du über deine eigenen Bewegungen ins Erstaunen kommen. Das heißt, du solltest dabei deinen Kopf als Kontrollinstrument möglichst ausschalten – er darf zuschauen :-). Natürlich macht es auch Spaß, den anderen beim Tanzen zuzuschauen und zu erkennen, dass sie sich genauso im Tanz verlieren wie du. Manchmal ergeben sich auch Möglichkeiten zu Interaktionen, kleinen Partner- oder Gruppentänzen. Hierbei ist es essenziell, die Bereitschaft der anderen zu erspüren. Ich bin da tendenziell zurückhaltend, aber trotzdem entstehen manchmal wunderschöne Gelegenheiten, zusammen zu tanzen.

Das Schöne am Ecstatic Dance ist auch, dass es absolut generationenübergreifend ist. Da die Musik immer vom DJ abhängt, gibt es beim Ecstatic Dance eine hohe Bandbreite an Musik, d.h. jede*r kann seinen*ihren Lieblings-DJ und Lieblingsstil finden. Und so trifft man bei fast jedem Ecstatic Dance Event auf Personen von 20 bis über 60.

Holos Ecstatic Dance Festival

Holos Ecstatic Dance Festival Spain
Holos Ecstatic Dance Festival Spain

Das Holos ist ein Ecstatic Dance Festival, ganz im Norden von Katalonien, in der Nähe von Figueras, fast an der französischen Grenze. Es findet 4–5 mal pro Jahr statt und geht immer drei-vier Tage. Jeden Tag gibt es 1-2 Ecstatic Dance Sessions und dazu gibt es dann jede Menge Workshops: Yoga, Klangbäder, Tantra, Konzerte, Lagerfeuer mit Gitarre und und und.

Beim Holos in der Osterwoche (Titel: „Frei und göttlich wild“) habe ich auch Qigong-Klassen gegeben, um 8 Uhr morgens. Das war eine tolle Erfahrung. Ich hatte nicht mit vielen Leuten gerechnet, die nach den langen Nächten um 8:00 Qigong machen wollen. Bei den Yogaklassen, beim letzten Festival, waren morgens nur zwischen 10 und 15 Personen. Aber bei meiner ersten Qigong-Klasse war der Raum rappelvoll. Und auch an den nächsten Tagen sind viele gekommen, auch wenn es abnahm, was, glaube ich, hauptsächlich durch die immer länger werdenden Nächte kam :-). Es war ein tolles Erlebnis und ich habe viel positives Feedback bekommen.

Außerdem habe ich zwei halbe Tage in der Küche als Freiwilliger mitgearbeitet. Es war überraschend stressfrei und schön. Die ganze Zeit gab es gute Stimmung, unterstützt von guter Musik. Edgar, der Koch, hat alles souverän und ohne den geringsten Stress geleitet. Er gab immer nur kurze, präzise Anweisungen und dann konnte jeder selbstständig arbeiten. Und wir mussten immerhin für 160 Menschen kochen! Auch die Mitarbeiter/innen in der Küche waren wundervoll. Wenn’s geht, werde ich diese Erfahrung wiederholen.

Was waren die Highlights dieses Festivals?

Ganz, ganz viele. Angefangen mit den vielen Personen, die ich kennenlernen durfte oder schon kannte.

Die Ecstatic Dance Sessions mit Haus-Dj Hazelgurner, sowie Gabriela AbunDanza, Nykkyo Energy, Gagarin Project u.a. Der Moment, als z.B. Nykkyo Energy begann, in einer Ecstatic Dance Session einen Metal-Titel zu spielen, war umwerfend.

La Solana de Riambau
La Solana de Riambau

Der See

Vorher gab es keinen See, nur eine Brücke und einen kleinen Bach darunter. Diesmal war die Brücke unter Wasser und ein wunderschöner See lud zum Schwimmen ein. Das habe ich ausgiebig genossen und bin immer mal wieder zum See hinunter, wo es dann auch oft Leute, Gitarren, Musik und spielende Kinder gab. Einmal bin ich aber auch frühmorgens ganz allein im See gewesen. Das war eine unglaubliche Vereinigung mit der Natur.

Die Gespräche

Diesmal war ich ziemlich offen und habe immer die Leute angesprochen, während wir in der Schlange zum Essenholen standen. Dadurch haben sich viele interessante und teils auch überraschende Gespräche und Kontakte ergeben. Ein Gespräch zum Beispiel, mit der Psychologin Maria aus Ibiza, das circa zwei Stunden dauerte, führte mich zu einem Verlust, den ich vor vielen Jahren erlitten hatte, und dem ich hier zum ersten Mal wirklich Raum gab und zuließ. Sehr intensiv.

Ein anderes Gespräch war über das Thema des Gebens mit dem DJ Nykkyo Energy und darüber, das Geben nur dann gut ist, wenn der andere auch bereit ist, es anzunehmen. Sonst kann selbst das wohlgemeinteste Geben ein Akt der Aggressivität werden.

Auch andere Gespräche waren „erleuchtend“ oder einfach interessant, inspirierend, lustig, gefüllt. Ich mag keinen Small Talk und diese Gespräche hier hatten nie etwas davon, ganz im Gegenteil.

Die Workshops

Ich habe diesmal nicht bei vielen Workshops und Veranstaltungen außerhalb der Dance Sessions mitgemacht. Ich hatte mehr Lust zu kommunizieren, und außerdem hatte ich auch die Arbeit in der Küche. Aber die zwei Workshops an denen ich teilgenommen habe, haben sich wirklich gelohnt. Ein Workshop war zum Thema Element Erde von Judit Muhn. Sie hat es wirklich durch kleine Übungen und interaktive Aktivitäten geschafft, die Berührung mit der Natur und speziell mit dem Element Erde spürbar zu machen. Der Höhepunkt war, dass sie verschiedene Pflanzensamen mitgebracht hatte und zum Schluss des Workshops jeder Teilnehmer aufgefordert wurde, eine Pflanze zu pflanzen. Durch die vorherige Sensibilisierung wurde das wirklich zu einem besonderen Ritual.

Und ein Tantra Workshop von Ananda. Er zeigte mir, wie weit man sich einem unbekannten (oder bekannten) Menschen öffnen kann, wenn man mit Empathie und ohne Gedanken, sondern nur mit Gefühlen und Sanftheit auf andere Menschen zugeht. Dabei fallen Schranken, vor allem im Kopf.

Die freilaufenden Pferde

Pferde La Solana de la Riambau
Pferde La Solana de la Riambau

Es gibt dort zwei weiße Pferde, die meistens in einem Gehege sind, aber diesmal liefen sie die meiste Zeit frei herum, was dem ganzen Gelände noch mehr Natürlichkeit und Freiheit gab.

Und natürlich meine schon vorher erwähnte Arbeit in der Küche, bei der ich erfahren durfte wie ein neu zusammengewürfeltes Team stressfrei eine beeindruckende Leistung in relativ kurzer Zeit erbringen kann und dabei auch noch Spaß hat. Die meisten aus der Küchengruppe fragten schon kurz nach dem Festival, wann sie sich wieder für das nächste Holos als Freiwillige anmelden können.

Es gab noch viele andere beeindruckende Sachen und Momente: die Natur selbst, auch an dem Regentag; die Kälte in der Nacht; das gemeinsame Essen mit verschiedenen Leuten; das Kennenlernen von Leuten in der Warteschlange; die Tänze mit Ananda, Ian, Mar, Carlota, Svea etc.; das Baden im See; Gitarre spielen mit Dany, Javier, Monica; kleine Gespräche zwischendurch, der Sternenhimmel usw.

Und so entwickelte sich das ganze Festival für mich zu einer immer offeneren, zärtlichen, feinfühligen Erfahrung. Das Eindrucksvollste für mich war die Akzeptanz, die ich von allen Seiten zu spüren bekam. Dieses Gefühl, dass ich als liebevolle und beitragende Person erkannt und aufgenommen werde. Das war wunderschön. Durch solche Erlebnisse gestehe ich es mir auch selbst immer mehr zu, mich als liebevolle und gebende Person anzunehmen.